Strax 01.10.2012, 16:36 Uhr

"Große Marken sind der Schlüssel"

Strax ist einer der großen Player auf dem Zubehörmarkt. Wie sich das Geschäft wandelt und wie sich sein Unternehmen darauf einstellt, erklärt Managing Director Gudmundur Palmason.
Der Markt für Smartphone- und Tabletzubehör wächst stetig und erfreut auch den Fachhandel. Telecom Handel sprach darüber mit Gudmundur Palmason, der mit Strax einen der großen Player leitet.
Telecom Handel: Mancher Leser fragt sich, wie er Strax überhaupt einordnen soll – Ihr Unternehmen tritt sowohl als Distributor für Zubehör auf, hat aber selbst auch Marken …
Gudmundur Palmason: Wir sehen uns selbst als „Value Added Distributor“: Wir führen über 50 Marken mit 2.000 Produkten im Programm, aber unsere eigenen Marken wie „xqisit“ oder „Enjoy“ sind genauso wichtig, um unser Kundenversprechen als Single Source für Mobilfunkzubehör abzurunden. Als Distributor liefern wir Zubehör unter anderem an die Deutsche Telekom und an mehr als 20 andere Carrier in Europa.
Telecom Handel: Welche Rolle spielen Markennamen inzwischen bei Zubehör wie Taschen und Cover?
Palmason: Inzwischen eine sehr große, die Lizensierung ist der Schlüssel zur Differenzierung von der Konkurrenz. Denn heute kann grundsätzlich jeder Taschen in Asien fertigen lassen, was automatisch Druck auf die Margen und die Servicequalität von Distributoren ausübt.
Telecom Handel: Ist da die Konkurrenz zwischen den Zubehöranbietern groß?
Palmason: Ja, wir verhandeln teilweise mit denselben potenziellen Partnern, die überzeugt werden wollen. Im Moment gibt es ein Rennen um Lizenzen, sie sehen das auch an der Zahl der Ankündigungen auf der IFA. Es ist da natürlich teilweise einfacher, wenn man wie wir einen Namen als Anbieter hat.

"Zweiter Boom im Zubehörgeschäft"

Teleom Handel: Läuft denn jedes Label automatisch?
Palmason: Nein, man darf vor allem die Zielgruppe nicht zu eng setzen. Das haben wir bei den „Lady Gaga“-Accessoires gesehen, die kein großer Erfolg waren. Große Modemarken mit vielen Anhängern wie „Hugo Boss“ sind da besser geeignet. Damit sprechen wir vor allem den wohlhabenden und modebewussten Geschäftsmann an. Außerdem haben wir noch „Diesel“ – eine Kultmarke, die sich an eine jüngere Zielgruppe richtet – und „Coca-Cola“ mit einem ­Retrodesign.
Teleom Handel: Wie weit verändert sich auch dadurch der Zubehörmarkt?
Palmason: Durch die Smartphones und ­Tablets erleben wir gerade den zweiten Boom im Zubehörgeschäft. Doch heute geht es im Gegensatz zum Rausch vor rund zehn Jahren um Marken, das ist die eigentliche Revolution im Markt. Ein bisschen kann man das mit Brillen vergleichen: Vor 20 Jahren ging es nur darum, dass man damit besser sehen kann, heute muss auch die Marke einer Brille stimmen, auf der ja sogar Namen wie Prada und Gucci stehen.
Teleom Handel: Betrifft dieser Drang zu Brands nur Taschen und Cover?
Palmason: Auch bei den Headsets bemerken wir einen Trend zu Markennamen. Im Audiobereich sehe ich sowieso großes Potenzial für Zubehöranbieter. Hier haben wir zum Beispiel erfolgreich Bluetooth-Lautsprecher im Angebot.

"Nur wenige Wochen Verzug sind kostspielig"

Telecom Handel: Ist noch Wachstum im Markt möglich?
Palmason: Ja, Smartphone-Nutzer kaufen im Schnitt circa ein Zubehör pro Gerät, iPhone- und iPad-Besitzer deutlich mehr. Aber auch Kunden mit Galaxy-S-II- und -S-III-Modellen von Samsung erwerben immer mehr Accessoires. Die User erkennen zunehmend den Wert ihres Geräts, weshalb sie es besser schützen möchten, und dass Smartphones erst durch das Zubehör richtig bedienfreundlich und attraktiv werden. Auch Tablets sind ein wichtiger Markt für uns, der noch wachsen wird. Der Handel profitiert dabei auch.
Telecom Handel: Geht es beim Zubehör nur um Schutz?
Palmason: Keineswegs, denn gerade in der jüngeren Generation ist die Auswahl eines Zubehörs wie eine Tasche auch ein modisches Statement und soll den Lifestyle widerspiegeln. In unserer „Young Mobile Collection“ erhalten diese Kunden entsprechende Produkte zu attraktiven Preisen.
Telecom Handel: Wie wählen Sie die Modelle, für die Sie Zubehör erstellen, aus?
Palmason: Wir legen derzeit den Schwerpunkt auf Apple- und Samsung-Produkte, was maßgeschneidertes Zubehör betrifft, es gibt aber auch Accessoires für andere Geräte, zum Beispiel die Lumia-Smart­phones von Nokia. Doch ist das Risiko grundsätzlich sehr hoch, dass man zu viel produziert und die Produkte dann im Lager liegen, wenn ein Modell nicht genug verkauft wird. Die kurzen Produktzyklen lassen uns wenig Zeit zum Abverkauf. Ob man in unserem Industriesegment Gewinne oder Verluste erwirtschaftet, hängt also maßgeblich davon ab, wie gut man Prognosen trifft und die eigenen Bestände managt.
Telecom Handel: Sind Sie schon bereit für das neue iPhone?
Palmason: Ja, da muss man zum Marktstart unbedingt Produkte wie Taschen und Hardcover liefern können. Das ist der Zeitpunkt, zu dem sich die Konsumenten ihre Accessoires anschaffen. Nur wenige Wochen Verzug sind hier kostspielig. Dazu haben wir die Grunddaten vorab bekommen, damit alles passt. Wir mussten dennoch ein gewisses Risiko tragen, dass unsere Daten vielleicht nicht korrekt sind. Wobei nun ja sicher ist, dass wir richtig gelegen haben.




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