Interview mit Sony Ericsson 13.04.2011, 10:25 Uhr

Spielend in die Zukunft

Telecom Handel sprach mit Luc van Huystee, Deutschland-Geschäftsführer von Sony Ericsson, über die turbulenten Zeiten beim Handy-Hersteller, die neue Smartphone-Strategie sowie das Gaming-Handy Xperia Play.
Turbulente Zeiten bei Sony Ericsson: Das schwedisch-japanische Konsortium hat strikte Sparmaßnahmen durchlaufen und richtet sich neu auf Smartphones aus. Über diesen Prozess und die neuen Produkte sprach Telecom Handel mit Luc van Huystee, Vice President DACHNL.
Telecom Handel: Wie ist die aktuelle Situation von Sony Ericsson auf dem deutschen Markt?
Luc van Huystee: Wir sind vor allem froh, dass wir jetzt vier Quartale hintereinander wieder schwarze Zahlen geschrieben haben, dazu hat Deutschland als wichtiger Markt beigetragen. Mit dem Schwerpunkt auf Android-Smartphones und den entsprechenden neuen Modellen, die jetzt kommen, sehen wir sehr optimistisch auf das Jahr 2011.
Telecom Handel: Was begründet diesen Optimismus?
Van Huystee: Wir haben in den letzten Jahren viel gelernt. Mit dem Xperia Play haben wir nun das erste Playstation-zertifizierte Smartphone im Programm. Auch das arc, eines der Geräte, bei denen wir die Bravia-Engine von Sony als Technologie verwenden, hebt sich von der Konkurrenz ab. Die technologische Zusammenarbeit mit Sony ist unser besonderer Vorteil und wird verstärkt fortgesetzt.
Telecom Handel: In den letzten Jahren ist der Marktanteil stark gefallen. Hat Sony Ericsson die Talsohle inzwischen erreicht?
Van Huystee: Der Fokus auf die Wachstumsmärkte Smartphones und Android wird Ergebnisse bringen, und wir wollen auch im Rahmen dieses Marktes Anteile gewinnen. Wir haben uns zudem auf höhere Marktsegmente konzentriert, dort wollen wir zweistellige Marktanteile erreichen.

"Das Wichtigste ist, profitabel zu sein"

Telecom Handel: Ist es nicht mehr das Ziel, ein Massenhersteller mit einfachen Handys zu sein?
Van Huystee: Das Wichtigste ist, auf jeden Fall, profitabel zu sein – das haben wir erreicht. Trotz des Fokus auf Smartphones sind wir aber breit aufgestellt und haben auch Produkte für weniger als 100 Euro. Grob gesagt machen Featurephones zwei Drittel des globalen Marktvolumens aus, vom Wert her aber nur ein Drittel. Im Lowend-Bereich haben wir Produktion und Entwicklung aber ohnehin meist ausgelagert.
Telecom Handel: Wie kann man sich bei den vielen Android-Konkurrenten unterscheiden?
Van Huystee: Zunächst ist es wichtig, immer die aktuelle Android-Version zu haben, doch das Thema umfasst viel mehr. Man muss eine attraktive ‚Hülle‘ darum bauen. Das ist unser Ziel, und darin investieren wir viel. Ein Beispiel ist das Xperia Play, das ein normales Smartphone ist, das sich aber im Handumdrehen in eine Spielkonsole verwandelt. Bei anderen Geräten nutzen wir aktuelle Kamera- und Display-Technologie von Sony, was andere Hersteller nicht können.
Telecom Handel: Was bedeutet denn ‚Playstation-certified‘ beim Xperia Play konkret?
Van Huystee: Wir haben sehr eng mit Sony Computer Entertainment zusammengearbeitet, damit das Zusammenspiel zwischen Software und Gamepad optimal ist. Am Ende stand die Zertifizierung durch Sony. Außerdem werden wir zum Start rund 60 Spiele zum Download haben – und das sind dann nicht einfach irgendwelche Spiele auf einem Smartphone.
Telecom Handel: Wird das Xperia Play ein wichtiges Modell auf dem deutschen Markt oder ein Nischenprodukt?
Van Huystee: Es wird ein Bestseller werden, denn es spricht eine breite Zielgruppe an. Zuerst ist es ein Smartphone im klassischen Sinn, doch viele wollen dazu auch ein optimales Spielerlebnis haben. Es besteht auch großes Interesse seitens der Netzbetreiber.

Konzentration auf Android

Telecom Handel: Ein anderes Betriebssystem als Android kommt nicht in Frage?
Van Huystee: Wir konzentrieren uns ganz klar auf Android und wollen, dass das ein Erfolg wird. Wir glauben, dass das im Moment das beste Angebot ist. Wir schließen aber grundsätzlich nichts aus.
Telecom Handel: Wie ist die Öko-Marke ‚Green Heart‘ angekommen?
Van Huystee: Gut, denn wir werden als einer der Leader im Umweltbereich gesehen. Die Technologie nutzen wir aber auch ohne Extralabel weiter in anderen Geräten. Das Konzept ist ein guter Zusatzwert und eine Philosophie für die Art, wie wir Produkte entwickeln. Zugegeben, das Ganze reduziert in manchen Bereichen durchaus auch Kosten für uns.
Telecom Handel: Hat der Trend zu Smartphones den Handel insgesamt verändert?
Van Huystee: Das System hat sich nicht so stark verändert, es gibt bestimmte Bereiche, die sich mehr auf einzelne Segmente konzentrieren. Wir haben unsere eigenen Teams, die Händler in Deutschland besuchen und beim Verkauf der Produkte beraten. Verändert hat sich die Art, wie Smartphones präsentiert werden müssen: Das Xperia Play zum Beispiel bringt wenig, wenn es als Dummy auf dem Tresen liegt, aber mit dem richtigen Live-Presenter erzeugt es im Handel plötzlich ein ganz anderes Erlebnis.
Telecom Handel: Wie erreichen Sie den Handel?
Van Huystee: Durch enge Zusammenarbeit und Unterstützung in allen Bereichen. Unsere Außendienstler beantworten die Fragen der Händler und erklären die neuen Produkte. Wir besuchen fast 2.000 PoS in Deutschland. In den nächsten Wochen schicken wir auch unseren Promotion-Truck durch Deutschland. Es ist viel zu tun.  




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