Endloses Streaming: Telekom und Vodafone in der Kritik

"Willkürlich und unverständlich"

Auch der Gigapass von Vodafone wird aktuell durch die BNetzA überprüft. Dazu hat die Behörde Vodafone, Marktbeteiligte sowie Landesmedienanstalten, das Bundeskartellamt und Verbände angehört. Darunter ist auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Der kritisiert, dass zwar Vodafone-Kunden bei Verträgen mit niedrigem Inklusivvolumen von den Partnerangeboten profitieren - der datenintensive Video-Pass sei jedoch nur für Kunden mit teurerem Red M-XXL und Young M-XL nutzbar.
Auch die Vertragslaufzeit und die "künstliche Unterteilung" des Angebots in die vier Kategorien ist dem VZBV ein Dorn im Auge. So braucht man für den Facebook-Messenger den Chat-Pass, für die Facebook-App dagegen den Social-Pass. Das sei willkürlich und für Verbraucher unverständlich.
Auch sicherheitsbewusste Nutzer seien im Nachteil, da das Angebot verschlüsselte Verbindungen wie zum Beispiel VPN ausschließt. Auch die Qualitätsreduzierung von Videos sei nicht rechtens, ebenso wie die Begrenzung des Angebots auf Deutschland. Denn wie auch bei der Telekom, ist der Gigapass nur im Inland gültig. Im Ausland wird genutztes Datenvolumen vom Inklusivvolumen des Tarifs abgezogen.

Türsteher für Online-Inhalte

Der Chaos-Computer-Clubs (CCC) kritisiert in einem Schreiben unter anderem die Auswirkungen des Angebots auf die Medienvielfalt, freie Meinungsäußerung und die Informationsfreiheit. Unternehmen würden durch solche Zero-Rating-Angebote zu einer Art Türsteher für Online-Inhalte. Die Aktivisten fürchten, dass nur noch die Inhalte von Anbietern mit genügend Finanzkraft zum Zuge kommen und kleine, unabhängige oder auch ausländische Anbieter außen vor bleiben.
Bei Vodafone stoßen diese Sorgen auf Unverständnis. "Der Vodafone Pass ist offen und diskriminierungsfrei und verstößt nicht gegen die EU-Netzneutralitätsverordnung", sagt Pressesprecher Dirk Ellenbeck. Wann und wie sich die BNetzA dazu äußert, steht noch nicht fest.
Bis die Angelegenheit zwischen Regulierungsbehörde und Telekommunikationsunternehmen gelöst ist, bleibt die Zukunft der Zero-Rating-Angebote unklar. Bei der Telekom und bei Vodafone etwa könnte die Alternative schon in Arbeit sein. Beide Unternehmen bieten mittlerweile eine "echte" Flatrate ohne Drosselung im Inland und immerhin 23 Gigabyte Datenvolumen im Ausland an - für rund 80 Euro monatlich. O2 drosselt seine Free-Tarife nach Erreichen der Volumengrenze auf 1 Megabit pro Sekunde - für Audiostreaming ist das noch brauchbar. Solche Angebote, so vermutet Henning Gajek, könnten Zero-Rating eines Tages überflüssig machen.




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