Rettungsring vom Staat

Kreditversicherung: Rettungsring vom Staat

Immerhin beträgt das Deckungsvolumen der Delkredereversicherungen allein in diesem Jahr bis Ende August bereits mehr als 260 Millionen Euro. „Etwa 40.000 Versicherungsverträge sind bis Ende Juli abgeschlossen worden“, erklärt Matthias Müller, stellvertretender Sprecher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Im vergangenen Jahr lag das Volumen bei insgesamt 268 Millionen Euro. Trotzdem bleiben sehr viele Lieferungen unterversichert, nicht wenige ganz ohne Absicherung.
Hilfe aus der Staatskasse
Zu Monatsbeginn hatte vor diesem Hintergrund der Lenkungsausschuss Unternehmensfinanzierung im Bundeswirtschaftsministerium ein sogenanntes Aufstockungsmodell beschlossen. Das heißt, der Staat übernimmt künftig einen Teil des Forderungsausfallrisikos, den private Kreditversicherungen „krisenbedingt nicht mehr absichern“. Die Mittel von immerhin 7,5 Milliarden Euro kommen aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland. In der Praxis würde dies bedeuten, dass die staatliche Zusatzdeckung maximal so hoch sein wird wie der Versicherungsschutz des Kreditversicherers.
Werden also nur 50 Prozent abgedeckt, kann der Staat weitere 50 Prozent ergänzen. Dabei soll ein „einfacher Zugang für die Antragsteller gewährleistet“ sein, wie das Wirtschaftsministerium mitteilt. Und GDV-Präsident Jörg von Fürstenwerth legt Wert auf die Feststellung, „dass es sich bei den geplanten Maßnahmen nicht um Staatshilfe für die privaten Kreditversicherer handelt, denn sie haben keine Solvabilitäts- und Liquiditätsprobleme“. Vielmehr handele es sich um Hilfen für die Kunden der privaten Kreditversicherer.
Zuvor muss allerdings noch der Haushaltsausschuss des Bundestages über das als „Top-Up“ bezeichnete Konzept beraten. Start soll dann Oktober oder November dieses Jahres sein. Und: Die Prämien werden wohl, wie Telecom Handel erfahren hat, über dem Satz der privaten Kreditversicherer liegen. Von 2,8 bis 2,9 Prozent wird gesprochen, allerdings halten sich die Kreditversicherer bei konkreten Zahlen sehr bedeckt. Neben dem Top-Up-Konzept ist außerdem für einen späteren Zeitpunkt eine erweiterte Lösung unter dem Begriff „Ground-Up“ im Gespräch. Dabei würde der Staat auch bei einer Ablehnung durch die Kreditversicherer ins Risiko einsteigen – dies würde vor allem den Händlern helfen, die von Euler Hermes & Co. abgelehnt wurden. Doch das kann noch dauern.
Die Kreditversicherer zeigen sich naturgemäß erfreut über die in Aussicht gestellte Staatshilfe: Sowohl Euler Hermes wie auch Atradius hoben vor allem die zusätzliche Deckungssicherheit hervor. Zudem erkennen die privaten Versicherer darin eine Chance, dass zusätzliches Geschäft zwischen Lieferanten und Handel generiert werde.