Ladenschließung 18.03.2020, 15:13 Uhr

Corona und die Folgen: Das sagen die Händler

Telecom Handel sprach mit verschiedenen Händlern über die Auswirkungen der Pandemie auf ihr Geschäft und wie sie mit Shop-Schließung und Kundenschwund umgehen.
(Quelle: Shutterstock, Christian Horz)
Alle anderen Themen treten derzeit in den Hintergrund, für viele Händler steht durch die Corona-Pandemie die Existenz auf dem Spiel. Wir haben mit verschiedenen Händlern in Deutschland gesprochen und sie gefragt, welche Auswirkungen sie spüren, welche Unterstützung sie von Distribution oder Netzbetreibern erhalten und wie sie sich auf die kommenden Wochen und Monate einstellen.
Wolfgang Hofer, Sale Mobile, Nürnberg
„Wir haben seit dem 16. März unseren Shop in einem Einkaufszentrum geschlossen. Soweit möglich haben wir unsere EDV in ein Büro verlegt, um teilweise weiterarbeiten zu können. Die uns betreuende Steuerkanzlei haben wir angewiesen, Vorauszahlungen für Gewerbe- und Einkommenssteuer auf null zu setzen. Von Seiten des Vermieters, Netzbetreiber oder der Distribution erwarten wir keinerlei Unterstützung. Diese sind auch Wirtschaftsunternehmen und müssen auf sich selbst schauen, was für uns verständlich ist. Umsätze mit einem geschlossenen Laden zu generieren ist so gut wie nicht möglich. Wir versuchen die Zeit zu nutzen, um beispielsweise unser CRM zu überarbeiten oder an den Onlineauftritten zu feilen.“
Oliver Runkel, R&L Telecommunication, Limburg
„Uns trifft die Situation, genau wie alle anderen, sehr. Kundenrückgang, Verunsicherung, schlecht gelaunte Menschen. Wie wir aktuell unsere Kosten decken sollen? Fraglich. Im Moment werden wir von unserer Distribution unterstützt, sofern es geht. Aber was nutzt der beste Kredit wenn dieser zurückgezahlt werden muss? Was nutzt Kurzarbeitergeld ohne Mitarbeiter? Hier fühle ich mich durch die Politik einfach im Stich gelassen. Wir betreiben eine Postfiliale im Handyshop, aus dem Grund dürfen wir zumindest unsere Postkunden bedienen. Sollte hierbei jemand nach einem Handy fragen, wer würde da nein sagen. Ich bin nun seit 2002 selbstständig. Viele Krisen habe ich kommen und gehen gesehen. Aber das erste Mal habe ich tatsächlich Existenzängste.“

Ungewisse Zukunft, trotz Unterstützung der Distributoren 

Kevin Seger, Aetka Shop Chemnitz
Quelle: Kevin Seger
Kevin Seger, Aetka Shop, Chemnitz

„Uns als angebundener Partner der Aetka trifft es - trotz starker Unterstützung der Aetka, etwa direkte Lieferung an Kunden - hart. Wir müssen in Sachsen sämtliche Shops am Donnerstag schließen. Für uns ist in einigen Shops bereits seit letzter Woche ein drastischer Umsatzrückgang zu verzeichnen. Shops in direkter Lage haben allerdings viel Andrang. So wie heute: Unser Shop in Chemnitz Gablenz hat einen relativ guten Kundenfluss, die Kunden wollen vor der Schließung vieles noch ‚offline‘ klären. Wobei wir hier nicht von Umsatz sprechen können, hier geht es eher um Service. 
Wir haben eine große Social-Media-Kampagne zur Steigerung der Onlinepräsenz und nehmen viele Dinge telefonisch entgegen. Die große Herausforderung wird für uns werden, Verträge telefonisch entgegen zu nehmen. Hier haben uns die Netzbetreiber bis heute keine Informationen mitgeteilt. Gerade für den stationären Handel ist dies echt nicht schön. Wir hätten von den Netzbetreibern Hilfe erwartet, aber nun lässt man uns im Regen stehen. Für einen Netzbetreiber wäre es ein Leichtes eine Widerrufs-VO zu stellen und entsprechende Prozesse kurzfristig zu schaffen. 
Wir müssen nun Wege suchen, wie wir auf andere Buchungswege zurückgreifen können. Viele Kollegen müssen nun von zu Hause aus arbeiten, dies bringt aber Schwierigkeiten mit dem Datenschutz. Gar nicht so einfach, alles unter ein Dach zu bringen. Klar, wir als Unternehmen hätten sowas mit einplanen müssen, aber welcher Unternehmer in Deutschland rechnet mit so einer massiven Einschränkung? Richtig, keiner bis wenige. Wir müssen aber alle das Beste daraus machen und für die Zukunft lernen.“
Aydin Kütük, Audio Kom
Quelle: Kütük
Aydin Kütük, Audio Kom, Horb am Neckar

„Die Landesregierung hat etwas beschlossen, weil sie mit der Situation selbst nicht zurechtkommt.
Im Falle der Einzelhändler ist das absolut zum Nachteil aller. Denn wer entscheidet wirklich, was systemrelevant ist und was nicht? Vor allem weil wir für das System absolut relevant sind! Ohne uns gibt es keine Kommunikation, keine Information, kein Home Office. Alles zu kurz gedacht ... ach was sag ich ... überhaupt nicht nachgedacht. Ein Friseur darf und wir nicht? Dass ich nicht lache. Der Abstand bei denen zum Kunden ist gleich null Zentimeter und bei uns schon allein durch die Theke ein Meter. Außerdem kommt man ohne Friseur mehrere Monate aus, ohne Smartphone und Internet keine zwei Wochen.“
Anonymer Händler
„Diese Situation trifft uns sehr hart, da wir von drei Shops zwei komplett schließen mussten und im dritten lediglich für unsere Geschäftskunden und für den Service/TK Anlagen telefonisch und online erreichbar sein dürfen. Leider erhalten wir von keiner Seite ordentliche Unterstützung. Von der Telekom kam ein kurze Info, dass man versucht, in den nächsten Tagen die Jahresboni 2019 auszuzahlen. Wir haben den 19. März 2020! Die Boni hätten schon lange ausgezahlt sein können!“




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