Nachbericht 16.03.2023, 13:04 Uhr

EuroShop: Mekka des Handels

Auf der EuroShop zeigten mehr als 1.800 Aussteller, wie sie sich den Handel der Zukunft vorstellen­. Zu den Top-Themen zählten Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Erlebnis-Shopping.
Die EuroShop 2023
(Quelle: Messe Düsseldorf)
Sie ist die weltgrößte Leistungsschau für Investitionsgüter im Handel, findet nur alle drei Jahre statt und zieht regelmäßig ein großes nationales und in­ternationales Publikum an: die EuroShop. Mehr als 81.000 Fachbesucher waren es diesmal, die die Reise nach Düsseldorf antraten – und auch Telecom Handel war mit dabei, um sich direkt vor Ort über aktuelle Trends und Entwicklungen zu informieren. Die Besucherzahl blieb allerdings um rund 13.000 unter der Marke der EuroShop 2020, die ihrerseits aufgrund der beginnenden Corona-Welle bereits einen Rückgang um rund 19.000 Gäste im Vergleich zu 2017 hinnehmen musste. Auch bei den Ausstellern fehlte eine Reihe von Techniklieferanten – nach 2.292 Ausstellern im Jahr 2020 waren nun nur noch 1.830 Unternehmen mit einem Stand vertreten.
Nichtsdestoweniger verweist die Messegesellschaft in ihrem Abschlussbericht auf die Rolle der EuroShop als Magnet und Impulsgeber für die gesamte Branche und lobt die Innovationskraft der Aussteller. So urteilte etwa Michael Gerling, Vorsitzender des EuroShop-Beirats und Geschäftsführer des EHI Retail Institute: „Die Messe war wieder eine Quelle der Inspiration und hat ihre Bedeutung als internationale Leitmesse eindrucksvoll unterstrichen.“ Schließlich, so Gerling, stünden im Handel nach drei schweren Jahren für die Zukunftsthemen Digitalisierung, Energy Management und Nachhaltigkeit auch wieder wichtige Investitionen an.
Über 81.000 Fachbesucher informierten sich auf der EuroShop in Düsseldorf
Quelle: Messe Düsseldorf

KI-basierte Systeme finden Einzug im Retail

Tatsächlich konnte man sich diesen Trendthemen beim Rundgang über die Messe nicht entziehen. Der Bereich „Retail Technology“ wuchs deutlich und stellte nun mit rund 650 Ausstellern den größten Teilbereich der Messe dar. Hier gab es Neuigkeiten rund um Kassen, Kartenterminals, Frequenzmesser und Warenwirtschaftssysteme zu entdecken, aber auch Technologien, die im Handel bislang noch kaum Einzug gehalten haben, auf den Ständen und in den Vorträgen der EuroShop jedoch in aller Munde waren – wie etwa KI-basierte Bildverarbeitungs­systeme oder Sprachkommunikation. Doch was nutzt einem klassischen TK-Fachhändler, der schon mit digitalen Preisetiketten kaum etwas anfangen kann, ein System, das auf Basis von Machine Learning ermöglicht, ein Geschäft kassenlos (Stichwort: Seamless Check-out) zu betreiben?
Fündiger wurde dieser schon eher im Ausstellungsbereich Lighting. Tatsächlich liegt etwa in der Beleuchtung im Handel immer noch ein beträchtliches Einsparpotenzial: Studien zufolge verschlingt die Beleuchtung im Nonfood-Handel rund 55 Prozent des Stroms – und der wird bekanntlich immer teurer. LED-Technik sollte im Shop sowieso längst Standard sein, doch Fachhändler tun gut daran, gerade jetzt die Effizienz ihrer Beleuchtung zu überprüfen. Auf der EuroShop wurden neue intelligente Licht-Management-Systeme vorgestellt, die etwa mit Präsenz- und Tageslichtsensoren ausgestattet werden können und die Waren individuell in Szene setzen.
Intelligente Lichtsysteme
Quelle: Messe Düsseldorf
Das Herzstück der EuroShop ist noch immer der Ladenbau – oder, wie der Bereich auf der Messe heißt: „Shopfitting, Store Design & Visual Merchandising“. Hier spielte das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Die Botschaft: Möbel und Materialien sollen grundsätzlich wiederverwendbar und recyclingfähig sein. Manche Aussteller zeigten Interieur, das mit Wolle und anderen Naturmaterialien bestückt ist, darüber hinaus gab es biologisch abbaubare Ladenbauelemente und Bodenbeläge zu sehen. Und damit, so zumindest lautet die Idee, könnten Händler nicht nur Klimaschutz demonstrieren, sondern hätten auch „Stoff für Storytelling“ gegenüber ihren Kunden.  

Klartext

Die EuroShop sieht sich selbst als Impulsgeber für den Retail – und das ist sie definitiv auch. Wer sich die Zeit genommen hat, konnte in Düsseldorf viel über die digitale Transformation erfahren, die den Handel derzeit beschäftigt. Schlagworte sind In­store Analytics, Data Hubs oder Connected Retail. Dass sich hier Handelsexperten aus der ganzen Welt  tummelten, ist verständlich. Bei ihnen geht es um große Investitionsentscheidungen, die meist komplette Retail-Ketten betreffen. Für Fachhändler, die nur ein oder zwei Läden führen, mag die ­EuroShop auch interessant und inspirierend sein – aber deren Fokus dürfte woanders liegen. Denn noch wichtiger als ein „fancy“ Shop-Konzept ist es, in die persönliche Beziehung zu seinen Kunden zu investieren und für diese nahbar zu sein. Für Erfolg im Geschäft ist dies noch wertvoller als ein moderner und ökologisch perfekter Erlebnis-Store.




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