Kommentar 15.01.2021, 17:44 Uhr

Lockdown: Der Handel wird im Stich gelassen

Viele Shopbetreiber kämpfen im aktuellen Lockdown erneut ums Überleben und zeigen wenig Verständnis für die Regelungen der Politik - zu Recht.
(Quelle: shutterstock_ArtMediaWorx)
Kommentar von Christopher Bertele
Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 war hart. Viele Einzelhändler mussten an die Rücklagen gehen, um ihre Ladengeschäfte retten zu können. Im Sommer und Herbst konnte man zumindest etwas durchatmen, die in den Wochen der Shop-Schließungen entgangenen Umsätze waren jedoch kaum mehr einzuholen.
Denn kaum ein Kunde hatte den Kauf seines neuen Smartphones verschoben, um es später im stationären Handel erwerben zu können. Die Kunden wanderten ins Internet ab – ein trauriger Beweis ist das Rekordergebnis der Deutschen Post für 2020.
Nun befindet sich das Land im erneuten Lockdown, Läden sind geschlossen, Händler müssen Verkaufsberater in Kurzarbeit schicken und zusehen, wie Amazon und Co. sich weiter die Taschen füllen. Der stationäre Handel sucht nach einem Schuldigen und meint ihn in der Politik gefunden zu haben. Und tatsächlich sind viele der getroffenen Regelungen für den Handel nicht nachvollziehbar: Weshalb darf ein Supermarkt Mobilfunktarife und Smartphones verkaufen, der kleine Händler nebenan aber nicht? Wofür hat jeder einzelne Shop-Betreiber ein Hygienekonzept ausgearbeitet, wenn er nun trotzdem keine Kunden einlassen darf?
Einmal mehr hat die Politik bewiesen, dass es ihr in der Krise an Fingerspitzengefühl und auch Weitsicht mangelt. Millionen Deutsche arbeiten im Homeoffice, Millionen Kinder und Jugendliche sind im Homeschooling. Sie alle benötigen dort stabiles Internet, hohe Datenraten und die passende Hardware. Weshalb also muss sich ein Telekommunikationshändler erst eine Sondergenehmigung holen, um die Bevölkerung mit diesen Dingen versorgen zu können?
Mindestens ebenso wichtig ist jedoch die soziale Komponente. Je strikter die Kontaktbeschränkungen werden, desto wichtiger ist die Telekommunikation als Bindeglied zwischen den Menschen. Es ist traurig, dass man dies in Berlin offenbar immer noch nicht ­erkannt hat. 




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