SEA-Tools 18.12.2019, 07:43 Uhr

Alternativen zu Googles "Smart Campaigns"

Adsoul und Marcapo haben Software für die automatisierte Auslieferung von Keyword-Anzeigen an den Start gebracht. Was unterscheidet die Lösungen von Googles "Smart Campaigns"?
(Quelle: Mmaxer / Shutterstock.com)
Google preist das eigene Tool "Smart Campaigns" ("Smarte Kampagnen") als Werkzeug an, um kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) den Einstieg ins digitale Marketing zu erleichtern. Schließlich haben kleine Familienbetriebe häufig nicht die Zeit, sich um Online-Werbung zu kümmern. Kim Spalding, Product Management Director bei Google, stellt fest, dass kleinen Unternehmen der Zugang zum digitalen Marketing schwerfällt: "Fehlende Zeit und mangelnde Grundlagen führen dazu, dass sie das Potenzial nicht ausschöpfen können." Eine von Google in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass etwa ein Drittel der befragten rund 500 Unternehmen keine eigene Webseite hat. Und für ein Viertel (23 Prozent) gehört Online-Werbung nicht zum Tagesgeschäft.
Das automatisierte Kampagnen-Tool Smart Campaigns, seit Oktober 2018 in Deutschland verfügbar, soll den Einstieg erleichtern. "Mit Googles Smart Campaigns können Unternehmen in Minutenschnelle Anzeigen für verschiedene Kanäle erstellen. Nach der Einrichtung arbeitet Google hinter den Kulissen mit Machine-Learning-Technologien und optimiert die Werbekampagne automatisch", beschreibt Spalding das Tool.
Zu Beginn legt der Werbekunde fest, welche Ziele er erreichen will, zum Beispiel Traffic auf die Webseite bringen, Besuche im Ladengeschäft oder Telefonanrufe. Das Tool optimiert die Anzeigen dann automatisch. Der Verwaltungsaufwand sei minimal, so Google.

Google-Ads-Modul von Marcapo für kleine, lokale Geschäfte

Die Automatisierung von Suchwort-Kampagnen bieten jedoch auch andere Anbieter an. Die Marcapo GmbH hat gerade ein Google-Ads-Modul für ihr Marketing-Portal vorgestellt. Marken aus den Bereichen Versicherung, Handwerk, Handel und Healthcare verwenden das Marketing-Portal von Marcapo, um für ihre lokalen Vertriebspartner sogenannte "Master-Kampagnen" bereitzustellen. Die Vertriebspartner vor Ort können sie dann an ihren Bedarf anpassen. Zu den Referenzkunden gehören unter anderem die Versicherungen Ergo und HDI sowie die Haarpflege-Marke Wella.
Mit dem Google-Ads-Modul von Marcapo wählen Vertriebspartner von Marken eine Master-Kampagne aus und legen das Monatsbudget fest. Die Auslieferung erfolgt automatisiert.
Quelle: Marcapo
Marcapo wirbt für sein neues Google-Ads-Modul ebenfalls damit, dass Kampagnen schnell angestoßen werden können. Üblicherweise dauere das Aufsetzen einer Google-Ads-Kampagne mehrere Stunden, zumal wenn externe Dienstleister wie Search-Marketing-Agenturen oder Webdienstleister beteiligt seien, so Marcapo. Schon allein die Vorüberlegungen wie "Welche Produkte und Services sind geeignet?", "Welche Keywords sind relevant?" und "Wie viel Budget ist erforderlich?" überfordere viele Marketer, wissen die Experten von Marcapo.

Handelspartner setzen Budget für Google-Kampagne fest

Für die automatisierten Kampagnen des neuen Google-Ads-Moduls legt Marcapo gemeinsam mit der Marke die Keywords fest und entwirft Landing Pages. Der Partner vor Ort wählt dann auf der Marketing-Plattform die Kampagnen aus, setzt das Budget dafür fest und stößt sie an. Seine Kontaktdaten, das Logo, die Öffnungszeiten sowie die Bilder werden dynamisch in die Landing Page eingefügt.
Marcapo-Geschäftsführer Thomas Ötinger
Quelle: Marcapo
Der Algorithmus von Marcapo steuert die Keyword-Kampagne aus. Der Vorteil sei, dass selbst kleine Absatzpartner mit einem Budget von nur 150 Euro monatlich von Google-Kampagnen profitieren können, sagt Thomas Ötinger, einer der drei Geschäftsführer der Marcapo GmbH.
Ötinger sieht den Unterschied zu Smart Campaigns von Google darin, dass Werbungtreibende mit dem Google-Ads­Modul von Marcapo nicht so viel Budget und Zeit benötigten. Die lokalen Partner, die die Marketing-Plattform nutzen, geben im Schnitt zwischen 1.000 und 3.000 Euro pro Jahr für Online-Werbung aus. Die Marken können auch einen Werbekostenzuschuss beisteuern, um das Budget zu erhöhen beziehungsweise sich an den Kosten zu beteiligen.
Ein weiterer Unterschied zu Smart Campaigns von Google sind Ötinger zufolge bessere Auswertungen und mehr Möglichkeiten bei Marcapo, die Kampagnen zu optimieren. Marcapo hat das Google-Ads-Modul inhouse entwickelt. Es ist über die Google-API an die Suchmaschine angebunden.

Adsoul automatisiert Google- und Bing-Ads

Quelle: Adsoul
Adsoul hat ebenfalls eine Software für die Automatisierung von Search Engine Advertising (Suchmaschinenwerbung) entwickelt. Die Adsoul GmbH ist ein Start-up der Otto Group Digital Solutions, dem Company Builder der Otto-Gruppe. Hervorgegangen ist Adsoul aus einer internen Entwicklung des Shopping24 Commerce Network. Das Unternehmen, das ebenfalls zur Otto-Gruppe gehört, betreibt die Produktsuchmaschine Shopping24.de und macht Performance-Marketing.
Im Gegensatz zu Marcapo nimmt Adsoul eine ganz andere Zielgruppe ins Visier: Werbungtreibende, deren monatliches Budget für Suchwortkampagnen auf Google oder Bing mindestens im fünfstelligen Euro-Bereich liegt (siehe Interview). Das Start-up wendet sich also an große Unternehmen, für die Suchmaschinenmarketing ein essenzieller Bestandteil des Geschäftsmodells ist.
Kern von Adsouls Ansatz ist die automatische Texterkennung durch künstliche Intelligenz und Natural Language Processing. Die Software erfasst natürliche Sprache und interpretiert die Wörter. Adsoul bucht kontinuierlich Keywords und die entsprechenden ausschließenden Keywords ein, erstellt automatisch Anzeigentexte und bestimmt die passenden Zielseiten. Da diese Struktur in verschiedenen Sprachen ausgegeben werden kann, lasse sich die Suchmaschinenwerbung mit geringem Aufwand auch für andere Märkte automatisieren, verspricht Adsoul.
Automatisierung bedeutet weniger manuellen Aufwand, argumentiert Thomas Ziegler, CEO von Adsoul. "Wir setzen bei der Automation auf Segmentierung und Transparenz. Dies garantiert unseren Nutzern die volle Kontrolle über ihr Marketing und setzt Kapazitäten für die strategische Arbeit frei", sagt er.
In der Pilotphase haben E-Commerce-Unternehmen der Otto-Gruppe mit Adsoul gearbeitet, darunter Otto, der Modehändler Aboutyou und Sportscheck. "Adsoul ermöglicht es uns, im Bereich Search Engine Advertising erfolgreich zu wachsen, automatisiert zu skalieren sowie neue Länder-Märkte schnell zu erschließen", sagt Tarek Müller, Co-CEO von Aboutyou.
Das Shopping24 Commerce Network ist ebenfalls Kunde von Adsoul. Geschäftsführer Dennis Kallerhoff berichtet, dass das Unternehmen die Zahl der profitablen Keywords erheblich steigern konnte: "Durch Adsoul konnten wir die Conversion Rate um rund 40 Prozent verbessern und die durchschnittlichen Kosten pro Klick um mehr als 70 Prozent senken."

Interview: Kontrolle über die Aussteuerung behalten

Thomas Ziegler ist Geschäftsführer bei Adsoul, einem Start-up der Otto Group Digital Solutions
Quelle: Otto Group Digital Solutions
Adsoul hat eine Software zur Automatisierung des Suchmaschinenmarketings an den Start gebracht. Wir haben den Geschäftsführer von Adsoul, Thomas Ziegler, nach der Zielgruppe und den Kosten gefragt und wie sich Adsouls Software von Smart Campaigns differenziert.
Mit Adsoul können Unternehmen Keyword-basierte Werbeformen vollautomatisiert umsetzen. Wie unterscheidet sich Adsoul von Smart Campaigns?
Thomas Ziegler: Google hat lange damit geglänzt, Werbungtreibenden viele Möglichkeiten zu geben, um Kampagnen sehr genau auszuspielen. Seit etwa zwei Jahren ist jedoch zu beobachten, dass Google Advertisern Steuerungsmöglichkeiten entzieht. Aus Advertiser-Sicht und im Hinblick auf die Customer Journey ist es jedoch sinnvoll, die Kontrolle über die Kampagnenaussteuerung nicht aus der Hand zu geben. Da wir alle Keywords und Anzeigenelemente mit einer eigenen ID "vertaggen", können Werbungtreibende mit Adsoul ihre Kampagnen genau aussteuern und auswerten.

Für welche Unternehmen haben Sie Adsoul entwickelt?
Ziegler: Die Hauptzielgruppe sind Advertiser auf Google oder Bing, deren Ad Spend pro Monat mindestens im fünfstelligen Euro-Bereich liegt. Alternativ kann man auch den Aufwand betrachten: Adsoul wendet sich an Unternehmen, die einen oder mehrere Mitarbeiter nur für Suchmaschinenwerbung beschäftigen. Die Automatisierung nimmt den Menschen Arbeit ab, sodass sie mehr Zeit in die Aufgaben stecken können, die Maschinen nicht machen können.

Was kostet der Einsatz der Software?
Ziegler: Adsoul erhält eine Provision im einstelligen Prozentbereich auf den Ad Spend. Mit einigen Kunden rechnen wir auch nach einer monatlichen Fixgebühr ab.

Welche technischen Voraussetzungen brauchen Kunden, um mit Adsoul zu arbeiten?
Ziegler: Adsoul ist Software as a Service. Kunden registrieren sich, verknüpfen ihren Google- und Bing-Account und laden Keywords hoch. Das Tool übernimmt den Rest. Bei komplexen Account-Strukturen sind wir auch persönlich behilflich, um so eine bestmögliche Integration in die Unternehmensorganisation und Prozesse zu gewährleisten.
In der Pilotphase haben Otto, Aboutyou, Crate&Barrel und Sportscheck mit Adsoul gearbeitet. Sie gehören alle, wie Adsoul auch, zur Otto-Gruppe. Hat Adsoul bereits externe Kunden?
Ziegler: Ja, aktuell setzen bereits etliche namhafte deutsche E-Commerce-Unternehmen auf unsere Lösung.



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