Neue Logistik-Konzepte 30.03.2022, 11:00 Uhr

Werden Straßenbahnen künftig Pakete transportieren?

Forscher plädieren dafür, bestehende Transportkapazitäten besser zu nutzen - und zwar für die Beförderung von Paketen. Dann müssten weniger Paket-Transporter in die Städte hineinfahren, die Straßen würden entlastet, und es würde weniger CO₂ freigesetzt als jetzt.
(Quelle: Shutterstock/J.K2507)
Logistik neu gedacht: Richtig voll sind die Straßenbahnen nicht am späten Vormittag. Oder am Abend. Manchmal sind sie sogar gähnend leer. Auch auf S-Bahnen und Regionalzüge trifft diese Aussage des Forschers Michael Frey vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) häufig zu: "Da wird viel Luft durch die Gegend gefahren." Aus seiner Sicht sollten die Transportkapazitäten besser genutzt werden - und zwar für die Beförderung von Paketen. Dann müssten weniger Paket-Transporter in die Städte hineinfahren, die Straßen würden entlastet, und es würde weniger CO₂ freigesetzt als jetzt, wie der Fahrzeugtechniker prognostiziert.
Frey arbeitet in einem Forschungsprojekt namens "LogIKTram", das vor einem Jahr begann und planmäßig noch zwei Jahre läuft: Ein Container-Fahrzeug auf drei Rädern soll automatisiert an einer Haltestelle am Stadtrand in die Karlsruher Straßenbahn einsteigen und im Zentrum wieder aussteigen - dort stünde ein Zusteller, um die Fracht auszuliefern oder in eine Paketstation einzusortieren.

Ambitionen der Paketbranche

Das Karlsruher Projekt steht beispielhaft für die Ambitionen der Paketbranche. Die ist dank des boomenden Online-Handels schon seit Jahren auf Wachstumskurs, 2021 kletterte das Paketvolumen um elf Prozent auf 4,5 Milliarden Sendungen. Dabei drängt sich die Frage auf, wie der immer größer werdende Warenstrom schonend in die Städte kommt, ohne dass die dortige Luftverschmutzung steigt und ohne dass allzu viele Transporter Parkplätze wegnehmen oder in zweiter Reihe parken.
Die Branche setzt schon jetzt verstärkt auf Elektrotransporter und Lastenräder. Nun rückt der Nahverkehr etwas in den Fokus. Am Dienstag publizierte der Logistik-Verband Biek eine Studie, die sich mit den Möglichkeiten von Pakettransporten im Nahverkehr befasst. "Das Potenzial ist groß, aber es sind noch viele offene Fragen zu klären", sagt Co-Autor Ralf Bogdanski von der Technischen Hochschule Nürnberg.
Die Bahnen seien immer unterwegs, hätten zu bestimmten Uhrzeiten aber nur wenige Fahrgäste. Liege die Auslastung nur bei 20 bis 30 Prozent, sollte die Zusatzbelegung mit Paketen möglich sein, sagt Bogdanski. Das wäre auf den unterschiedlichen Linien normalerweise am späten Vormittag, am späten Nachmittag und am Abend der Fall. Morgens könnten die Paketdienstleister ihre Sendungen auf der Schiene in die Städte schicken und abends kämen die Container dann zurück.




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