Communicate!-Keynote 07.10.2021, 12:15 Uhr

Entscheiden muss man immer

Der ehemalige Telekom-Top-Manager Niek Jan van Damme hielt zusammen mit Coach Jürgen Dagutat eine engagierte Keynote.
Ex-Telekom-Top-Manager Niek Jan van Damme
(Quelle: Jacklinfotos.com)
Entscheiden könnte so einfach sein, doch vielen Menschen bereitet genau dies Probleme – ob im Großen oder Kleinen. Mentale Unterstützung dabei, einfacher, besser und schneller zu entscheiden, boten Niek Jan van Damme und Jürgen Dagutat in ihrer Keynote. Denn Dagutat weiß: „Resultate beschreiben die Vergangenheit und Entscheidungen prägen die Zukunft!“ Der Berater mit viel Wissen über die Theorien und der ehemalige Top-Manager der Deutschen ­Telekom mit seinen Beispielen aus der Praxis stießen dabei auf der großen Bühne der Communicate! auf reges Interesse des ­Publikums.
Denn entscheiden müssen wir alle viele Male jeden Tag, grundsätzlich führt Dagutat die Typen der schnellen intuitiven oder abwägenden rationalen Entscheider an. Niek Jan van Damme: „Rational oder intuitiv ist nicht immer gleich gut oder schlecht, die Erfolgsquoten sind in meiner Erfahrung ähnlich hoch. Das muss sich der Situation anpassen.“ Van Damme bezeichnet sich selbst eher als Gefühlsmenschen und intuitiven Entscheider: „Man muss sich dann manchmal zwingen, rational und hart zu entscheiden, leider auch auf der menschlichen Ebene, etwa bei Mitarbeitern.“
Auch Intuition sei oft nicht mehr als eine Ansammlung von gemachten Erfahrungen, also rationaler als auf den ersten Blick erkennbar. Es bestimme immer das Unterbewusstsein mit. Jürgen Dagutat: „Zahlen in Excel-Tablellen helfen mir sicher, rationaler zu werden, doch am Ende haben wir eine emotionale Ebene, die uns beeinflusst.“
Van Damme weiß aus der Praxis bei der Telekom, wie viele Entscheidungen getroffen wurden – oder auch eben nicht, weil Mitarbeiter Angst davor hatten. Als Beispiel nennt er das Thema Smart Home bei der Telekom und die Entscheidung, ob darin investiert werden sollte. Am Anfang sei hier die Unsicherheit über das Marktpotenzial groß gewesen. Denn oft hemme Unsicherheit, die auf dem Unwissen zum Beispiel über die anderen Marktteilnehmer basiert, den ­Prozess der Entscheidungsfindung. Jürgen Dagutat glaubt, dass Künstliche Intelligenz in Zukunft bei der Informationsfindung für Entscheidungen helfen kann.
Die Referenten sprachen auch über die häufigsten Fehler bei Entscheidungen. So sei nichts alternativlos: „Es gibt immer eine Alternative, nur kennt man sie vielleicht noch nicht“, glaubt Dagutat. Zu den meistgemachten Fehlern gehöre das lange Aufschieben von Entscheidungen, van Damme nennt hier das zu lange Verharren der Netzbetreiber bei SMS, weil man damit ja gut Geld verdient habe, statt früher auf WhatsApp als Messaging-Dienst zu setzen.

Viel Energie für die Entscheidungsfindung

Auch die fehlende Trennung von Wesentlichem und Unwesentlichem könne ein Problem werden, gerade wenn man ein objektiv zweitrangiges Thema emotional für wichtig hält. Das lasse sich aber durch eine klare Kommunikation im Team lösen, damit unwesentliche Themen den Prozess nicht belasten und Energie verbrauchen.
Jürgen Dagutat, geschäftsführender Gesellschafter der Aurenz GmbH Software & Consulting und Coach
Quelle: www.jacklinfotos.com
„Wir haben in der Vergangenheit viel zu viele Excel-Sheets, Experten und Berater in Anspruch genommen, da wurde zu viel Energie in die Entscheidungsfindung verschwendet und dann zu wenig Zeit in die spätere Umsetzung investiert“, erzählt Niek Jan van Damme. Jürgen Dagutat glaubt: „Die Kombination aus dem eigenen Wissen mit jenem von Experten ist die richtige Kombination. Berater sind oft weiter weg vom Menschen und vom Thema als man selbst.“
Ein weiteres Risiko seien vorschnelle Urteile, zu denen viele Menschen durch ihr Unterbewusstsein tendierten: „Es ist einfach, im Bewerbungsgespräch schnell ein negatives Urteil über die Person zu fällen, aber unter Umständen verpassen wir dabei eine Chance. Da sollten wir uns mehr Zeit nehmen, das Positive zu suchen“, sagt van Damme. Auch entstünde in solchen Situationen oft eine Gruppendynamik, wenn man nicht „aus der Reihe“ tanzen wolle und etwa einen Kandidaten nicht anders als der Chef oder die Mehrheit bewerten möchte.
Am Ende des Vortrags setzt van Damme ein klares Plädoyer: „Wenn man nichts tut, entscheidet man auch, nämlich den Status quo beizubehalten. Ich rate Händlern immer, externen Rat einzuholen. Der kann auch von fachfremden Menschen kommen.“ Jürgen Dagutat ergänzt: „Oft sind wir betriebsblind, da kann der Rat von außen helfen, das kennen wir auch von zwischenmenschlichen Beziehungen.“