Marktübersicht 01.04.2021, 09:14 Uhr

Netzbetreiber schmieden mehr Allianzen für die Cloud

Das Gros der Netzbetreiber hat eine Cloud-PBX eines oder mehrerer Anbieter im Programm. Es gibt auch neue Kooperationen.
(Quelle: CoreDESIGN/Shutterstock)
Der hiesige Cloud-PBX-Markt ist deutlich gewachsen: Lag er 2019 noch bei mageren vier Prozent, so hat er im vergangenen Jahr einen Anteil von 9,8 Prozent erreicht. Die Analysten von MZA erwarten bis 2025 sogar einen Anteil von 28,5 Prozent. Damit rangiert Deutschland zwar nach wie vor deutlich hinter Großbritannien – hier soll die Durchdringung 2025 bei 71,7 Prozent liegen –, doch nachdem Deutschland in ­Sachen Cloud-PBX jahrelang mit angezo­gener Handbremse fuhr, ist diese Prognose durchaus bemerkenswert.

Immer mehr US-Anbieter auf dem Markt

Dadurch könnten am Ende auch die Netzbetreiber gewinnen, und sie haben dabei noch einen weiteren Vorteil: Sie können die Cloud-PBX gemeinsam mit dem Online-­Access und – falls nötig – auch mit einem eigenen SIP-Trunk bündeln.  Die Cloud-PBX-Anbieter wiederum profitieren von ­einem weiteren Vertriebskanal. Telefónica beispielsweise vermarktet schon seit vielen Jahren mit Nfon zusammen und hat deren Lösung unter dem Namen Digital Phone im Angebot.  Die Telekom wiederum kooperiert mit Cisco/BroadSoft, Swyx und seit einigen Monaten auch mit Zoom – die Vermarktung der Zoom-Lösung läuft allerdings nicht über den indirekten Kanal.
Vodafone arbeitet ebenfalls mit Cisco/BroadSoft zusammen, hat mit RingCentral aber einen weiteren Kooperationspartner. Gemeinsam wollen die Unternehmen einen neuen Cloud-basierten Co-Branding-­Service erstellen, der die führende Unified-Communications-as-a-Service-Lösung (UCaaS) für Vodafone Business sein soll und Vodafone-Business-Kunden auch Contact Center as a Service (CCaaS) bietet. Die Kooperationspartner wollen zunächst neue Dienstleistungen für Kunden in Großbritannien und für multinationale Kunden von ­Vodafone Business in Europa im Jahr 2021 einführen. Weitere Länder werden folgen, darunter Spanien, Italien und auch Deutschland – wobei die Plattform jeweils auf die lokale Lieferung zugeschnitten sein soll.
Quelle: Telecom Handel
Vor kurzem hat RingCentral darüber hinaus eine Kooperation mit Ecotel bekannt gegeben. Der TK-Anbieter möchte seinen Kunden neben der UCaaS-Plattform ergänzende Dienstleistungen wie die Migration, Konfiguration und Integration der Kommunikationsplattform bereitstellen, um ihnen eine schnelle und reibungslose Inbetriebnahme zu ermöglichen. Die Lösung soll zudem über Reseller vermarktet werden. Ecotel wird ­eigenen Angaben zufolge auch die offene API-Plattform von RingCentral nutzen, um Drittanwenderlösungen in die Plattform zu integrieren.
RingCentral arbeitet zudem mit den Herstellern Avaya, Alcatel-Lucent Enterprise sowie Atos/Unify zusammen. Mit Letzteren hat der US-Anbieter erst kürzlich den Start von Unify Video by RingCentral in Europa bekannt gegeben. Unify Video ist eine eigenständige Video- und Team-Messaging-Lösung, die unabhängig von Unify Office ­gebucht werden kann. Unify Video wird im zweiten Quartal in Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, Spanien, ­Italien und Belgien verfügbar sein. Weitere Länder sollen folgen. Voraussichtlich werden auch die anderen Kooperationspartner RingCentrals Videolösung vermarkten.

Steigendes Interesse am digitalen Arbeitsplatz

Das Thema „digitaler Arbeitsplatz“ hat sich auch HFO Telecom seit vielen Monaten schon auf die Fahnen geschrieben und forciert hier seine Angebote. Das Unternehmen hat in diesem Bereich zwei Pakete im Programm: HFO Crown Centrex ist eine virtuelle Telefonanlage mit umfangreichen Telefonanlagen-Funktionalitäten, Softphone, ­Mobile App und Endgeräteunterstützung. OEM-Partner ist in diesem Fall der Karlsruher Software-Anbieter Crown, mit dem unter anderem auch die Systemintegratoren Ostertag DeTeWe und WTG Communications zusammenarbeiten. HFO 360° wiederum ist eine Komplettlösung für Unternehmenskommunikation mit umfassenden integrierten Kollabo­rations-Funktionalitäten und zertifizierter Microsoft-Teams-Anbindung. Hier ist der Kooperationspartner Soluno, die Plattform selbst stammt von der Mitel-Tochter Telepo. Mitel selbst vermarktet das Produkt im Übrigen unter der Marke ­MiCloud Telepo an Internet- und Mobilfunk-Dienstanbieter, hat in Deutschland aber keinen Partner.
Mit M-net konnte der Hersteller Innovaphone einen weiteren Netzbetreiber für sich gewinnen – neben der Kooperation mit 1&1 Versatel. Beide bieten die Innovaphone-PBX unter eigenem Namen an und betreiben die Lösung in einer hybriden Form, haben also Aspekte der Public und der Private Cloud. Sie betreiben für ihre Kunden dedizierte Systeme, die zusätzlich zentrale Ressourcen nutzen – und die natürlich auch mit anderen Dienstleistungen gebündelt werden.
Für die kommenden Monate erwarten die Netzbetreiber übrigens unisono eine steigende Nachfrage, ähnlich wie schon im vergangenen Jahr – ausgelöst vor allem durch den Homeoffice-Boom, der auch nach dem Ende der Pandemie anhalten wird, zumindest in weiten Teilen.