Hybride Systeme 15.06.2022, 15:33 Uhr

On-Prem-Lösungen dominieren noch länger den Markt

Die Mehrheit der Telefonanlagen ist aktuell noch On-Prem installiert, und das wird auf ­absehbare Zeit auch so bleiben.
(Quelle: winui/Shutterstock)
Sicher, die Cloud ist hip, modern und in aller Munde – oftmals wird aber vergessen, dass ein Großteil der Telefonanlagen immer noch als On-Prem-Lösung gehostet wird. Und das wird auch noch geraume Zeit so bleiben. Die Analysten von MZA beispielsweise prognostizieren, dass der Cloud-PBX-Anteil in Deutschland im Jahr 2025 bei 28,5 Prozent liegen wird; andere gehen von deutlich höheren Marktanteilen aus. Ein beachtliches Wachstum, denn jahrelang dümpelte der Bereich im einstelligen Bereich vor sich hin. Aber das heißt auch: Rund drei Viertel der Anlagen sind auch in der nahen Zukunft nicht in der Cloud gehostet, sondern beim Kunden installiert, meist in Form einer kompakten Appliance.
Dass Kunden und Reseller an den von vielen als „antiquiert“ belächelten Installationen hängen, zeigt auch die diesjährige Leserwahl zum besten TK- und UCC-Hersteller 2022. In der Umfrage werden die Teilnehmer traditionell nach Trends befragt (siehe Seite 46), unter anderem auch zur Zukunft von On-Prem-Lösungen. Die deutliche Mehrheit stimmt der These „On-Prem-Anlagen wird es immer geben“ voll und ganz oder zumindest größtenteils zu (87 Prozent). Die Gründe hierfür sind vielfältig: Viele Unternehmen haben noch alte Systeme im Einsatz, die aber gut funktionieren. Ein beträchtlicher Teil davon dürfte zudem noch auf Basis der alten ISDN-Technologie arbeiten und wurde durch Gateways für die All-IP-Netze aufgerüstet. In diesem Bereich sehen 81 Prozent der Teilnehmer der vergangenen Leserwahl noch großes Potenzial für Neugeschäft. Denn irgendwann sind die Ersatzteile für Reparaturen nicht mehr verfügbar und diese Kunden sind gezwungen, in neue Systeme zu investieren. Die meisten Kunden sehen aber heute noch keinen Sinn darin, ohne Not ein neues System zu kaufen.
Systemhäuser berichten zudem, dass es große Unterschiede bei ihren Kunden gibt (siehe Seite 29). Vor allem Traditionsfirmen – häufig mit einer älteren, wenig technikaffinen Geschäftsführung – mangelt es am Wissen über die Vorteile der Cloud. Zudem können On-Prem-Lösungen beim Kauf abgeschrieben werden, und manche Firmenlenker setzen lieber auf CAPEX (einmalige Zahlung im Voraus) statt OPEX (wiederkehrende Ausgaben), obwohl das umgekehrte System von den Cloud-Befürwortern als ein entscheidender Vorteil propagiert wird.
Und schließlich sind es häufig die Reseller und ihre Mitarbeiter selbst, die nur wenige Vorteile in einem Abo-Modell mit den damit verbundenen monatlichen Einnahmen sehen und deshalb nicht auf das Managed-Service-Providing-Modell (MSP) umsteigen wollen. Warum sollten sie auch, wenn mit den traditionellen Verkäufen die Auftragsbücher gut gefüllt sind? Dennoch raten Hersteller und Distributoren, sich zumindest mit hybriden Modellen (einer Verbindung aus On-Prem und Cloud) zu beschäftigen. Denn obwohl die Mehrheit der Kunden in den kommenden Jahren noch auf die Installation vor Ort setzen wird, zeichnet sich doch in den Unternehmen ein Generationenwechsel ab – und die jungen Führungskräfte sind cloud- und technikaffin. Das gilt übrigens auch für einen wachsenden Teil der Mitarbeiter in den Systemhäusern.