Bilanz 20.10.2022, 13:51 Uhr

Ericsson verfehlt Erwartungen

Bei Ericsson läuft es nicht rund. Nach enttäuschenden Quartalszahlen geht die Aktie des schwedischen Netzwerkausrüsters auf Talfahrt.
(Quelle: nitpicker/Shutterstock)
Eingebrochene Einnahmen für seine Patente und Lizenzen haben das dritte Quartal des schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson deutlich belastet. Zudem sieht sich das Unternehmen, das zuletzt immer wieder wegen fragwürdiger Geschäfte im Ausland Schlagzeilen machte, mit weiteren Herausforderungen konfrontiert: Die Lieferengpässe dauern an, die Inflation lässt die Ausgaben nach oben schnellen. In der Folge entwickelten sich die Geschäfte nicht wie erhofft und Ericsson verfehlte die Erwartungshaltungen der Analysten an das dritte Quartal. An der Börse wurde das mit Kursverlusten quittiert
Die Ericsson-Aktie verlor im Handel am Donnerstagvormittag ein Zehntel an Wert. Im weiteren Verlauf vergrößerte sich das Minus auf fast 15 Prozent.
In den Monaten Juli bis September sackte das um Restrukturierungskosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 7,2 Milliarden schwedische Kronen (658 Mio. Euro) ab. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von rund 19 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Unter dem Strich knickte der Gewinn um sieben Prozent auf 5,4 Milliarden Kronen ein.
Allerdings ordneten Branchenexperten die unerwartet schwache Entwicklung des operativen Gewinns etwas ein: Die Kennziffer sei um Sondereffekte bereinigt gar nicht allzu schlecht, kommentierte JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande. Der Großteil komme aus dem Großkundensegment, das Kosten für Übernahmen und Abschreibungen aufwies.
So hatte Ericsson im Juli die Übernahme des US-amerikanischen Cloud-Kommunikationsanbieters Vonage abgeschlossen. Die Zukaufkosten verbuchte der Konzern in diesem Segment. Jefferies-Analyst Janardan Menon zeigte sich für die Zukunft skeptisch: Denn während das lukrative US-Geschäft langsam zurückgehen dürfte, wüchsen die Geschäfte mit kleineren Gewinnspannen etwa in Ländern wie Indien. Dadurch dürfte es im kommenden Jahr zu weiterem Margendruck kommen.
Die Bruttomarge lag mit 41,4 Prozent unterdessen nicht nur unter dem Vorjahreswert, sondern war auch geringer als in den beiden Vorquartalen 2022. Bei operativem Ergebnis und der Bruttomarge hinkte Ericsson hinter den durchschnittlichen Analystenerwartungen hinterher. Konzernchef Börje Ekholm kündigte bereits Preiserhöhungen an, um der Inflation Herr zu werden. Ziel sei es, auch durch Kostensenkungen zu einer besseren Marge zu gelangen.

Umsatz bricht ein

Im dritten Quartal erlöste das Unternehmen 1,6 Milliarden Kronen mit Patenten und Lizenzen - rund eine Milliarde weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Umsätze dürften im Schlussquartal noch weiter schrumpfen. Der Vorstand rechnet für Oktober bis Dezember nur noch mit 1,0 bis 1,5 Milliarden Kronen nach 2,4 Milliarden im Vorjahr. Nach Ansicht von Goldman-Sachs-Analyst Alexander Duval wurde am Markt bisher mit viel mehr Geschäft in dem Bereich gerechnet.
Besser entwickelte sich unterdessen der Umsatz auf Konzernebene, der um mehr als ein Fünftel auf 68 Milliarden Kronen stieg. Branchenexperten hatten etwas weniger geschätzt. Ohne Wechselkurs- und andere Effekte lag das Plus allerdings bei nur drei Prozent. Goldman-Experte Duval stufte dies als positive Entwicklung ein.
Ericsson kämpft seit einiger Zeit mit wiederkehrenden Negativschlagzeilen. Schwedische Medien hatten zuletzt darüber berichtet, dass das Unternehmen trotz der Sanktionen weiterhin Hardware nach Russland verschiffe. Ericsson widersprach den Berichten und betonte, nur Software-Dienstleistungen in dem Land anzubieten. Eigentlich hatte der Netzwerkausstatter seine Aktivitäten in Russland im April auf Eis gelegt, im August folgte die Ankündigung, sich aus dem Markt in den kommenden Monaten zurückziehen zu wollen.
Zudem gibt es den Verdacht auf Schmiergeldzahlungen im Irak. Bei internen Untersuchungen zu den Jahren 2011 bis 2019 waren Hinweise auf mögliche Korruption aufgetaucht, darunter Geldanweisungen ohne bekannten Empfänger und Zahlungen an einen Lieferanten ohne klar umrissenen Umfang der Leistungen. Auch seien offenbar Zahlungen an Mittelsmänner geflossen und alternative Transportrouten gewählt worden, etwa um den irakischen Zoll zu umgehen. In die Untersuchungen ist auch das US-Justizministerium involviert.
Die betreffenden Transportrouten sollen zu der Zeit von terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) kontrolliert worden sein. Allerdings hätten die Prüfer nicht herausfinden können, wer die Zahlungen letztlich empfangen habe, hatte Ericsson damals erklärt. Ferner wurden auch Transaktionen und Zahlungen aufgedeckt, die ein potenzielles Geldwäscherisiko darstellten.




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