ITK-Branche 22.01.2018, 10:00 Uhr

Technologie-Wettstreit: Europäer suchen Platz neben USA und China

Auf der Innovationskonferenz DLD in München mahnen Politiker zur Eile, um nicht zwischen den Hightech-Mächten USA und China erdrückt zu werden. Telekom-Chef Timotheus Höttges gibt den Kampf um verbraucherorientierte Online-Plattformen bereits verloren.
(Quelle: GarryKillian / Shutterstock.com)
Europäische Politiker und Unternehmer beschwören schnelles Handeln, um nicht zwischen den Tech-Supermächten USA und China zerrieben zu werden. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte auf der Innovationskonferenz DLD in München, Europa müsse sich dazu durchringen, eine aktivere Rolle in der Welt zu spielen. Telekom-Chef Timotheus Höttges gab den Wettbewerb bei verbraucherorientierten Online-Plattformen verloren - sieht aber Chancen im Internet der Dinge mit der Vernetzung von Milliarden Geräten.

Zugleich gab es optimistische Signale. "Die europäische Tech-Industrie ist so stark wie nie zuvor", verkündete in Tom Wehmeier vom Start-up-Investor Atomico, der jährliche Analysen der Branche erstellt. "Wir haben unseren eigenen Bauplan dafür, wie ein erfolgreiches Technologie-Ökosystem aussehen kann." Allein im vergangenen Jahr seien 3,5 Milliarden Euro in europäische Start-ups investiert worden. Noch vor einigen Jahren sei in Frage gestellt worden, ob Europa globale Champions hervorbringen könne. "Die Frage jetzt ist nicht mehr ob, sondern wo, wann und wie groß sie werden."

Die Regulierung, die oft als Hemmschuh für Innovationen kritisiert werde, könne bei intelligenten Reformen zum Wettbewerbsvorteil geraten, betonte Wehmeier. Denn künstliche Intelligenz, Roboter oder Digitalwährungen würden zwingend eine Neuordnung der Regeln erfordern.

Gabriel forderte Europa auf, im globalen Technologie-Wettstreit das Feld nicht den USA und China zu überlassen. "Werden wir zu tatenlosen Zuschauern im neuen Kalten Krieg um Technologie? Oder kann Europa mit besseren Antworten aufwarten?", umriss Gabriel die zentrale Frage zum DLD-Auftakt am Samstag.

Derzeit setzten sich global zwei Modelle durch: Die libertäre Weltsicht des Silicon Valley mit seinen Tech-Schwergewichten - und das chinesische System, in dem globale Digital-Champions unter dem Schutz eines autoritären Staates aufgebaut werden. "Es gibt das zunehmende Gefühl, dass die technologische Entwicklung den Westen mit seinen offenen Gesellschaften und Märkten erstmals global benachteiligen kann, statt ihm einen Vorsprung zu verschaffen", warnte Gabriel.




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