Mobilfunk
15.10.2025, 09:11 Uhr
Vodafone knackt die 2,5-Gigabit-Marke
Mit 2,5 Gigabit pro Sekunde im Download hat Vodafone unter Praxisbedingungen in Hannover einen Tempo-Rekord im 6-GHz-Frequenzband aufgestellt. Das obere 6-GHz-Spektrum könnte Mobilfunknetze massiv beschleunigen – doch die Frequenzen sind umkämpft.
Wenn Vodafone-Technikchefin Tanja Richter über die Zukunft des Mobilfunks spricht, wird sie konkret: „Unsere Kunden verbrauchen immer mehr Daten – wir sehen ein jährliches Wachstum von 30 Prozent und die Zahl der vernetzten Geräte und Anwendungen nimmt zu." Die Lösung für dieses Problem könnte in einem Frequenzbereich liegen, um den gerade auf europäischer Ebene gerungen wird: dem oberen 6-Gigahertz-Band.
In einem Praxistest in Hannover hat der Netzbetreiber jetzt demonstriert, welches Potenzial in diesem Spektrum steckt. Mit einem 5G-Carrier-Aggregation-Verfahren erreichte Vodafone Download-Geschwindigkeiten von 2,5 Gigabit pro Sekunde – ein Tempo, das die heute üblichen 5G-Verbindungen deutlich übertrifft. Zum Einsatz kam dabei ein handelsübliches Smartphone mit MediaTek-M90-Modem, das 200-Megahertz-Bandbreiten im 6-GHz-Spektrum unterstützt.
Doppelte Kapazität, weniger Kosten
Besonders aussagekräftig: Die Tests zeigten, dass ein 200-MHz-Kanal bei 6 GHz in Innen- und Außenbereichen fast doppelt so viel Datendurchsatz liefert wie ein 100-MHz-Kanal. Auch die Upload-Geschwindigkeiten, die angesichts wachsender Social-Media- und KI-Nutzung immer wichtiger werden, überzeugten in öffentlichen Innenräumen mit Werten zwischen 50 und 180 Megabit pro Sekunde. Gleichzeitig ermöglicht das Band eine sehr gute Indoor-Erreichbarkeit – ein entscheidender Vorteil gegenüber höheren Frequenzbereichen.
Die wirtschaftliche Rechnung fällt eindeutig aus: Vodafone schätzt, dass sich die Kosten für zusätzliche Netzkapazitäten um mehr als 40 Prozent senken lassen, wenn statt 100-Megahertz- künftig 200-Megahertz-Kanäle im 6-GHz-Band genutzt werden können. „Wenn wir zusätzliche 6-GHz-Frequenzen künftig für Mobilfunk nutzen dürfen, können wir das 5G-Netz für Millionen Handynutzer und viele tausende Unternehmen mittelfristig deutlich verbessern", betont Richter. „Mit höheren Geschwindigkeiten im Down- und im Upload und durch ganz einfache Erweiterungen an der bestehenden Infrastruktur."
WLAN gegen Mobilfunk: Der Kampf ums Spektrum
Doch genau hier beginnt die politische Auseinandersetzung. Während das untere 6-GHz-Band bereits 2021 für WLAN freigegeben wurde, streiten Mobilfunkbetreiber und WLAN-Befürworter um die Nutzung des oberen Bereichs. Vodafone und andere europäische Netzbetreiber fordern, das obere 6-GHz-Band vollständig für Mobilfunk zu öffnen – und argumentieren mit harten Fakten: Der mobile Datenverkehr wachse stärker als der über Festnetze, während WLAN-Betreibern bereits heute mehr als ein Gigahertz Spektrum zur Verfügung stehe. Das untere 6-GHz-Band bleibe zudem größtenteils ungenutzt.
Die Bedeutung dieser Frequenzen reicht weit über 5G hinaus. Die Branchenorganisation 3GPP treibt bereits die globalen Standards für 6G voran, die ab 2030 auf eine verbesserte Frequenz- und Energieeffizienz sowie neue Softwarefunktionen über Kanäle von mindestens 200 MHz abzielen – eine Verdopplung der ursprünglich für 5G festgelegten maximalen Kanalgröße. Ohne Zugang zum oberen 6-GHz-Band drohen europäische Netzbetreiber bei dieser Entwicklung ins Hintertreffen zu geraten.
Entscheidung mit Signalwirkung
Die Radio Spectrum Policy Group, die die Europäische Kommission in Frequenzfragen berät, wird in Kürze ihre endgültige Stellungnahme zur langfristigen Nutzung des Bands veröffentlichen. Diese Entscheidung dürfte wegweisend für Europas digitale Infrastruktur werden. Vodafone betont, die vollständige Verfügbarkeit des oberen 6-GHz-Bands sei dringend erforderlich, um 200-MHz-Bereitstellungen für die Weiterentwicklung von 5G und die Einführung von 6G zu ermöglichen und gleichzeitig künftige Netzwerküberlastungen zu bewältigen.
Die Testergebnisse aus Hannover liefern den Netzbetreibern jedenfalls starke Argumente: Das obere 6-GHz-Band ist technisch für den Mobilfunk optimal geeignet und kann die Leistung künftiger Netze deutlich steigern. Ob diese technische Evidenz auch politisch überzeugt, wird sich zeitnah zeigen.