Vom Loser zum Winner 16.08.2016, 09:00 Uhr

Tech-Konzerne beherrschen die Wall Street

Längst haben Apple, Google, Microsoft und Co. die alten Eliten an der Wall Street abgehängt. Mit Blick auf das Dotcom-Fiasko stellt sich die Frage: Wie lange kann der gute Lauf noch anhalten?
(Quelle: Songquan Deng / Shutterstock.com)
Die Könige der Wall Street heißen Apple, Google und Microsoft. Längst sind Amerikas Tech-Konzerne wertvoller als die alte Garde der Industrie- oder Finanzkonglomerate. Selbst der einst arg abgestürzte Technologiewerte-Index Nasdaq 100 steht nach einer jahrelangen Aufholjagd inzwischen wieder so hoch wie zu Dotcom-Zeiten im Jahr 2000 - das aber weckt böse Erinnerungen an das Platzen der damaligen Blase. So mancher Börsianer fragt sich: Wie lange kann der gute Lauf der Tech-Firmen noch anhalten?
"Trends im Internet können sich schnell ändern", gibt Analystin Barbara Claus von der Rating-Agentur Morningstar zu bedenken. Bestes Beispiel ist Internet-Pionier Yahoo, einer der Stars am Dotcom-Himmel. Nach jahrelangem Siechtum verkauft das Unternehmen sein Web-Geschäft gerade an den Telekomkonzern Verizon, der sich zuvor schon die Reste des zweiten großen Internet-Pioniers AOL einverleibt hatte.

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Zum ersten Mal waren Ende Juli 2016 Internetfirmen die fünf wertvollsten Unternehmen der Welt. Auch wenn inzwischen Ölkonzern ExxonMobil wieder aufgeholt hat, lässt sich doch festhalten: Das Internet ist das neue Öl.

Auch wenn IT-Konzerne fraglos profitabler und insgesamt reifer geworden sind als zu Dotcom-Zeiten: Gefeit gegen einen (schleichenden) Bedeutungsverlust sind sie keineswegs. Das zeigt das Beispiel Apple - mit einem Wert von 582 Milliarden Dollar immerhin die Nummer eins am Markt. Jahrelang hat der Computerkonzern mit seinen iPhones und Tablets für Furore gesorgt, doch mittlerweile sind neue Ideen Mangelware, stattdessen kommt die x-te Variante des immer Gleichen auf den Markt. Längst bieten südkoreanische Hersteller wie Samsung oder LG ebenbürtige Produkte. Und spätestens nach dem zweiten deutlichen Geschäftsrückgang in Folge fragt sich die Börsenwelt, was denn nun das "nächste große Ding" sein wird. Eventuell erfindet Apple ja das Fernsehen oder die Mobilität neu? In letzteren Feld tummeln sich allerdings schon die Google-Mutter Alphabet  und der Elektrofahrzeug-Hersteller Tesla.

Alphabet überrollt die Tech-Welt

Überhaupt ist Alphabet der große Angreifer in der Tech-Welt. Stück für Stück hat sich der Konzern auf den zweiten Rang der wertvollsten Unternehmen vorgeschoben - mit aktuell 547 Milliarden Dollar. Kurzzeitig hatte Alphabet sogar Apple von Platz eins verdrängt. "Alphabet ist mittlerweile ein Musterbeispiel für einen wahrhaft innovativen Konzern", sagt Fondsmanager Hyun Ho Sohn vom Vermögensverwalter Fidelity. Dabei profitiere das Unternehmen nicht nur von der Marktführerschaft bei der Online-Suche, sondern auch von seinen jahrelangen Investitionen in die verschiedensten Wachstumsfelder wie etwa die Inhalte-Plattform Play Store. Die anderen Wettbewerber hingegen fingen derzeit erst richtig mit solchen Investitionen an, sagt Hyun Ho Sohn.
Doch irgendwann könnte selbst Alphabet vom Jäger zum Gejagten werden: Nach Meinung der Morningstar-Expertin Claus könnte der Google-Mutterkonzern etwa in Zukunft unter seiner hohen Abhängigkeit vom Online-Anzeigengeschäft leiden, die das Geld für alle anderen Vorstöße in neue Technologiefelder liefert. Schon heute zieht das soziale Netzwerk Facebook einen großen Teil der Online-Werbung an - und hat sich damit auf Rang sechs unter den US-Börsenstars vorgearbeitet mit einem Wert von 359 Milliarden Dollar.




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