Hauptversammlung in Köln 31.05.2017, 14:28 Uhr

Telekom-Chef Höttges mit Rückenwind: "Wir sind das Original"

Hohe Investitionen in Netze, Wachstum im Inland und eine US-Mobilfunktochter im Rausch: Die Deutsche Telekom hat Rückenwind. Auf der Hauptversammlung aber wollen Aktionäre vor allem eines wissen: Wie geht es in den USA weiter?
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges
(Quelle: Oliver Berg/Archiv)
An selbstbewussten Aussagen und entsprechendem Schulterklopfen mangelte es auf der diesjährigen Hauptversammlung der Deutschen Telekom nicht. Vorstandsvorsitzender Tim Höttges betonte in der Lanxess-Arena in Köln, dass die Telekom schon heute das wertvollste Unternehmen der Branche in Europa sei. "Wir sind das Original", so der Manager. Der Anspruch, führendes europäisches Telekommunikationsunternehmen zu sein, werde eingelöst.
Weniger Floskeln und mehr Fakten gab es dann, als noch einmal die jüngste Bilanz der Telekom zur Sprache kam: Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die Telekom ein Umsatzplus von 5,6 Prozent auf gut 73 Milliarden Euro verzeichnen. Davon entfielen alleine knapp 34 Milliarden Euro auf T-Mobile US. Der gesamte Gewinn sank indes um rund 18 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro wegen einer einmaligen Abschreibung auf eine Beteiligung am britischen Konkurrenten BT und Kosten für den Konzernumbau. Trotzdem will die Telekom die Dividende für die Aktionäre um fünf auf 60 Cent je Anteil erhöhen.
Besonders viel Lobeshymnen gab es zum US-Geschäft: "Wir räumen mit der T-Mobile US alle Neukunden im Markt ab. 2016: acht Millionen. Wir investieren mutig. Vor allem in Netze und Spektrum. Wir investieren da, wo es sich lohnt. Der Rahmen in den USA stimmt. Die Regulierung auch. Darum hat sich der Wert unseres Anteils seit 2013 in Euro gerechnet verfünffacht. Er ist heute 32 Milliarden Euro wert. Wir haben also richtig entschieden. Wir haben uns für Rendite entschieden", so Höttges.

Poker um T-Mobile US ist eröffnet

Bei der Deutschen Telekom sorgen die Aussichten auf weiter blühende Geschäfte in den USA indes für immer mehr Selbstvertrauen. Vor nicht allzu langer Zeit wollten die Bonner die lange ungeliebte Tochter noch loswerden, womöglich könnte die Telekom nun aber sogar noch größer in den Markt einsteigen.
Beim anstehenden Poker um die US-Mobilfunktochter T-Mobile US will der Vorstandschef die Zügel in der Hand halten. "Wir entwickeln das Geschäft weiter. Wir haben dabei viele Möglichkeiten", sagte er. In letzter Zeit waren Spekulationen darüber aufgekommen, dass die Telekom bei der erwarteten Konsolidierung auf dem US-Mobilfunkmarkt nicht zwingend Verkäufer sein müsste, sondern auch Käufer sein könnte. "Wir sind in einer Position der Stärke", sagte Höttges. "Wir entscheiden: was, wann und wie." Der Erfolg der US-Tochter lege die Latte für die Überlegungen auf jeden Fall "sehr hoch".

Für einen womöglich noch größeren Anteil am brummenden US-Markt hätte das Unternehmen sogar mittlerweile die Zustimmung vieler Aktionäre. "Wir halten eine stärkere US-Präsenz für sinnvoll", sagte Fondsmanager Ingo Speich von der Anlagegesellschaft Union Investment. Einigen trieb demgegenüber ein möglicher Verkauf sogar ein wenig die Sorgenfalten auf die Stirn. "Verkaufen wir nun die USA - oder verkaufen die USA uns?", fragte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger. Schließlich mache die US-Sparte mittlerweile einen Großteil der Konzernumsätze aus. Vergangenes Jahr waren es gut 46 Prozent.
In früheren Anläufen war der Verkauf der lange ungeliebten US-Sparte am Widerstand von Aufsehern gescheitert. Mittlerweile ist T-Mobile US nach Milliardeninvestitionen der Wachstumsträger im Bonner Konzern. Und die Aktionäre könnten nun auch davon profitieren, dass der neue republikanische US-Präsident Donald Trump an der Spitze der US-Telecom-Aufsicht FCC mit Ajit Pai einen unternehmensfreundlicheren Parteikollegen installiert hat.
Der will Investitionen fördern und dafür die Regeln etwas lockern. Höttges sagte am Rande der Hauptversammlung vor Journalisten, das regulatorische Umfeld in den USA sei derzeit "gut". Mit der FCC habe das Unternehmen bereits gesprochen. Unter republikanischen Regierungen sei der US-Telekommunikationsmarkt zudem in der Vergangenheit spürbar weniger reguliert worden. Lange hatte die Behörde unter der demokratischen Administration von Ex-Präsident Barack Obama vier große Anbieter auf dem Mobilfunkmarkt des Landes favorisiert und damit Fusionen geblockt.
Höttges hatte bereits vor knapp drei Wochen erklärt, dass er in den USA nach dem Ende der jüngsten Frequenzauktion mit einer heißen Phase von Fusionsgesprächen auch rund um die eigene Tochter rechnet. Gespräche seien "wahrscheinlich", sagte er.
Immer wieder steht bei den Spekulationen der viertgrößte US-Mobilfunker Sprint im Fokus. Vertreter des Sprint-Großaktionärs Softbank und von Sprint selbst hätten erste Kontakte mit der Deutschen Telekom aufgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg Mitte Mai unter Berufung auf Insider. Höttges wollte vor den Aktionären konkrete Aussagen aber nach wie vor vermeiden. Spekulationen zu diesem Thema werde er nicht kommentieren.

Breitbandausbau schreitet voran

Wieder mit Blick auf den deutschen Heimatmarkt kündigte Höttges unterdessen an, den Breitbandausbau fortzusetzen. In den kommenden zwei Jahren würden 80 Prozent aller Haushalte mit garantiert 50 Megabit pro Sekunde versorgt, die meisten davon sogar mit bis zu 250 Megabit pro Sekunde. Immer mehr Haushalte würden zudem direkt mit Glasfaser versorgt.
Auch eine Initiative zum Glasfaserausbau in den deutschen Gewerbegebieten wurde angekündigt: "In 300 Gewerbegebieten in Deutschland sitzen 80 Prozent aller Unternehmen. Die ersten 100 haben wir schon in Planung. Die nächsten 200 im Blick. Wir werden sie bis 2020 ausbauen. Die Telekom digitalisiert Deutschland."
Beim Ausbau setze man auf einen "Mix innovativer Techniken", darunter Glasfaser, Vectoring und Mobilfunk - "intelligent kombiniert". "Darum investiert niemand so viel wie die Telekom. 2016: elf Milliarden Euro. Davon rund fünf Milliarden Euro allein in Deutschland. Und in diesem Jahr nehmen wir weltweit noch eine Milliarde mehr in die Hand. Insgesamt zwölf Milliarden", sagte Höttges.

Digitalisierung: Mittelstand im Fokus

Bei der Digitalisierung ist Höttges vor allem der Mittelstand wichtig: Man wolle diesem helfen, sich zu digitalisieren. Dafür baue das Unternehmen "das weltweite Netz für die Industrie 4.0".
Auch an die Bedeutung der digitalen Verantwortung erinnerte der Telekom-Chef: "Wir können die Chancen der Digitalisierung nicht nutzen, wenn wir die Risiken ausblenden. Etwa, dass Menschen Arbeit verlieren. Weil künftig intelligente Maschinen und Computer mehr Aufgaben übernehmen. Darum kümmern wir uns darum, dass unsere Leute fit sind für die digitale Zukunft. Wir bilden sie aus. Wir bilden sie weiter."




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