Netzwerke 19.02.2019, 11:13 Uhr

Huawei-Chef: „USA können uns nicht vernichten“

In einem Interview mit der BBC äußerte sich Huawei-Gründer Ren Zhengfei zum Konflikt mit den Vereinigten Staaten.
Huawei-Gründer Ren Zhengfei
Huawei-Gründer Ren Zhengfei
(Quelle: Huawei)
Der chinesische Mobilfunkausrüster Huawei sieht sich durch die Boykottaufrufe aus den USA nicht gefährdet. "Er wird nicht passieren, dass die USA uns vernichten werden, sagte Konzern-Gründer Ren Zhengfei in einem TV-Interview mit der BBC. "Die Welt kann uns nicht den Rücken kehren, weil wir fortschrittlicher sind", sagte der Huawei-Präsident. Selbst wenn es den USA gelänge, mehr Länder davon überzeugen, Huawei vorübergehend nicht zu benutzen, könne sein Unternehmen die Geschäfte "jederzeit ein wenig zurückfahren.
Ren Zhengfei stellte auch die wirtschaftspolitische Macht in der aktuellen Auseinandersetzung infrage: "Wenn die Lichter im Westen ausgehen, wird der Osten immer noch leuchten. Und wenn der Norden dunkel wird, gibt es immer noch den Süden. Amerika repräsentiert nicht die Welt. Amerika repräsentiert nur einen Teil der Welt."
Zuletzt hatte US-Vizepräsident Mike Pence am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz von einer Bedrohung durch Huawei und andere chinesische Telekommunikationsunternehmen gesprochen. Das chinesische Recht verlange von diesen, dem Sicherheitsapparat in Peking Zugriff auf alle Daten zu gewähren, die das Netzwerk oder die Geräte betreffen. "Wir müssen unsere kritische Telekom-Infrastruktur schützen", sagte Pence. Und die USA riefen alle Partner auf, wachsam zu sein und jedes Unternehmen abzulehnen, das die Integrität der Kommunikationstechnologie gefährden könnte, sagte der Vizepräsident.
In dem BBC-Interview machte Ren klar, dass der Kurs von Huawei auch nicht durch die Festnahme seiner Tochter Meng Wanzhou aufgeweicht werde. Die Financhefin von Huawei war am 1. Dezember auf Antrag der USA in Vancouver verhaftet worden. Das US-Justizministerium wirft der Managerin vor, illegale Geschäftsverbindungen zum Iran unterhalten und damit Handelssanktionen der USA umgangenen zu haben. Außerdem wird sie beschuldigt, an einem versuchten Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen beteiligt gewesen zu sein. Ren wies die Anschuldigungen der USA gegen seine Tochter zurück und sprach von einem "politisch motiviertem Handeln", das nicht akzeptabel sei.

Ericsson: Debatte gefährdet 5G-Ausbau in Europa

Der Chef des Huawei-Konkurrenten Ericsson sieht unterdessen in der aktuellen Debatte um Einschränkungen für den chinesischen Netzausrüster eine Gefahr für den zügigen 5G-Netzausbau in Europa. "Wir riskieren, uns auf nur eine Frage zu fokussieren. Alle unsere Kunden versuchen zu verstehen, was das bedeutet - und das schafft Unsicherheit", sagte Börje Ekholm der "Financial Times".
Die Diskussion und ein potenzieller Ausschluss von Huawei könnten die Kosten für Netzbetreiber und Nutzer erhöhen, die heutigen LTE-Netze gefährden und den Start des superschnellen 5G-Datenfunks "auf Jahre" verzögern, warnte Ekholm. Zugleich dränge die Debatte wichtige Probleme wie eine weitreichende Regulierung und die hohen Kosten von Mobilfunk-Frequenzen in den Hintergrund.
Ekholm habe betont, dass er nicht für einen Ausschluss von Huawei sei, schrieb die "Financial Times". Zugleich wies er die gängige Darstellung zurück, dass die Chinesen technisch weiter seien. Ericssons Technik werde bereits in aktiven 5G-Netzen genutzt. Der schwedische Konzern gilt als ein potenzieller Gewinner eines Ausschlusses von Huawei neben dem finnischen Konkurrenten Nokia. Nach einer Welle von Übernahmen gibt es in dem Markt nur noch wenige große Anbieter, die nicht aus China kommen. Neben Huawei ist vor allem auch der chinesische Konzern ZTE präsent.




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