Deutsche Messe 04.03.2020, 15:55 Uhr

Coronavirus: Hannover Messe und Twenty2X werden verschoben

Die Deutsche Messe hat wegen der Bedrohungslage durch den Coronavirus zwei Messen verschoben: Die Hannover Messe und der CeBIT-Nachfolger Twenty2X sollen nun im Juli beziehungsweise im Juni stattfinden.
(Quelle: Deutsche Messe)
Wegen der anhaltenden Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verschiebt die Deutsche Messe AG sowohl die weltgrößte Industrieschau Hannover Messe als auch den CeBIT-Nachfolger Twenty2X.
Aus dem Gesundheitsamt der Region Hannover hatte es zuvor den "dringenden" Rat gegeben, die Hinweise des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheitssicherung zu beachten. Das hätte jedoch ein Teilnahmeverbot für Gäste aus Risikogebieten und Kontaktpersonen sowie Fieber-Messstationen an den Zugängen zum Gelände bedeutet.
"Die genannten Maßnahmen sind von der Deutschen Messe nicht realisierbar", erklärte das Unternehmen nun. Eine "störungsfreie Durchführung" wäre so nicht garantiert gewesen. Die Gesundheit aller Beteiligten habe jedoch "höchste Priorität" - daher die neuen Termine im Sommer. Bei der Reifenmesse "Tire Technology Export" hatte es in Hannover jüngst schon verschärfte Sicherheitsvorkehrungen gegeben: Besucher mussten bestätigen, in den Tagen vor ihrer Ankunft nicht in China gewesen zu sein. Körpertemperatur-Scanner wurden an den Eingängen postiert, Spender mit Desinfektionsspray aufgestellt.
Die Organisatoren hatten die Lage während der vergangenen Wochen intensiv beobachtet, nachdem sich der Erreger von China aus zunehmend auch in europäischen Ländern verbreitet hatte.

Hannover Messe: „Wichtige Impulse in der zweiten Jahreshälfte“

Messe-Chef Jochen Köckler geht davon aus, dass ab Beginn des zweiten Halbjahres wieder "wichtige Impulse" von der Hannover Messe ausgehen können. "Angesichts der weltwirtschaftlichen Herausforderungen, die durch das Coronavirus im ersten Halbjahr ausgelöst wurden, bietet der neue Termin erhebliche Chancen", glaubt er. Die Geschäftsführer von VDMA und ZVEI erklärten, sie hielten die Verschiebung für richtig. Für den Maschinenbau war die Konjunkturlage in den zurückliegenden Monaten auch schon ohne das neuartige Coronavirus recht angespannt.
Der Ursprung des Erregers Sars-CoV-2, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, liegt in der zentralchinesischen Provinz Hubei. In Deutschland bestätigte Infektionen verliefen bisher mild. Die Macher der Hannover Messe rechneten in diesem Jahr aber bereits mit einem deutlichen Rückgang von Besuchern aus der Volksrepublik.

Erhöhtes Infektionsrisiko auf internationalen Messen 

Das besondere Risiko internationaler Messen liegt darin, dass sich Menschen aus aller Welt und damit auch aus schwerer betroffenen Gebieten an einem Ort treffen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zeigte Verständnis für den Aufschub in Hannover: "Gesundheit geht vor", sagte er. "Ich bedaure die Verschiebung, halte sie aber für notwendig. Eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus durch das Messegeschehen wird damit verhindert."
Die Bundesregierung und Experten hatten auch mit Blick auf weitere Großveranstaltungen zu Besonnenheit, aber zugleich zu Wachsamkeit gemahnt. Andere wichtige Messen wurden gestrichen - etwa die ITB in Berlin, die Leipziger Buchmesse oder die Handwerksmesse in München.
Zur Hannover Messe haben sich auch IT-Konzerne wie Google, Amazon, Huawei, SAP oder Microsoft angemeldet. Google sagte inzwischen zudem seine für Mai geplante Entwicklerkonferenz in Kalifornien ab. Die deutschen Messebauer sehen sich schon in der Krise: "Die aktuelle Lage ist dramatisch", sagte Jan Kalbfleisch vom Fachverband Messe- und Ausstellungsbau (Famab) der Deutschen Presse-Agentur.
Partnerland der Hannover Messe 2020 ist Indonesien. Dessen Präsident Joko Widodo will während der Ausstellung Deutschland besuchen. Themen sind vor allem Technologien für mehr Klimaschutz, der jüngste Stand beim 5G-Mobilfunkstandard und künstliche Intelligenz.




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