6G: Das verspricht die nächste Mobilfunkgeneration

Neuartiges 6G Core Network

Ebenso wie das RAN wird auch das Kernnetz für 6G völlig anders strukturiert sein und dem Prinzip kognitiver Netze folgen. Denn die geplanten Höchstgeschwindigkeiten und ultratiefe Latenzen bedingen Steuerungsmechanismen, die nicht erst reagieren, wenn eine Serviceanforderung eintrifft, sondern proaktiv agieren, also im Voraus wissen, was eine Instanz (Mensch, Maschine etc.) eigentlich will. Inspiriert durch die Vorzüge softwarebasierter Netze wird bei 6G der Signalfluss und die Bereitstellung von Diensten völlig flexibilisiert. Je nach jeweils nötiger Bandbreite, Latenz und Quality of Service entscheidet die Steuerungsintelligenz immer wieder von Neuem, welchen Weg das Signal nimmt und welche Ressourcen dazu nötig sind.
Kognitive Netzwerkumgebung für 6G
Quelle: Rüdiger Sellin
Kognitive Technologien ermöglichen die Implementierung kognitiver Fähigkeiten und der künstlichen Intelligenz (KI) in ein technisches System. Dies schliesst maschinelles Lernen und Denken sowie ein adaptives Daten- und Wissensmanagement ein. Das kognitive Denken geht auf den Menschen selbst zurück. Wir nehmen wahr, was um uns herum passiert, diskutieren über diese Wahrnehmungen, kombinieren diese mit früheren Wahrnehmungen, ziehen Schlussfolgerungen daraus und handeln, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Eine kognitive Netzwerkumgebung für 6G wird auf ähnliche Weise funktionieren und Informationen durch Wahrnehmung sammeln, Wissen über die Netzumgebung und deren Benutzer aufbauen und dann entsprechend handeln. Es wird autonom arbeiten, indem es komplexe, intelligente Entscheidungen trifft, die bisher nur von Menschen getroffen werden konnten.

6G-Netzwerkumgebung erkennt Muster

Durch Beobachtungen kann das kognitive Netzwerk beispielsweise Muster in der Ressourcennutzung autonom finden und Massnahmen treffen, um diese Nutzung zielgerichtet zu optimieren. Ein kognitives System hat die Fähigkeit, seine Aktionen basierend auf einer definierten Nutzenfunktion zu bewerten. Auf diese Weise kann festgestellt werden, welche Aktion die bevorzugte Wirkung hat. Damit kann sich das autonome System nicht nur an neue Situationen in der verwalteten Umgebung anpassen, sondern auch an eine wachsende Palette geschäftlicher Ziele abdecken und erfüllen – und zwar besser, als ein Mensch dies könnte.
Ein kognitives Netzwerk erreicht ein hohes Mass an Autonomie und entlastet den Netzbetreiber von direkten Netzmanagement-Aufgaben, etwa bei der Entscheidung über Lösungsstrategien zur Zielerreichung und Durchführung operativer Massnahmen. Dank der Entwicklung kognitiver Netzwerke für 6G werden sich die Aufgaben menschlicher Arbeitskräfte in Richtung Prozessführung entwickeln. 6G-Operators werden das Netzwerk in seinen Lern- und Entscheidungsprozessen führen, damit das Netzwerk einen höheren Grad an Autonomie und Selbstverwaltung erhält. Damit wird der Operator entlastet und die Dienstleistung zielgerichtet optimiert, sowohl betreffend QoS als auch in Richtung neuer Geschäftsfelder.

Rüdiger Sellin
Autor(in) Rüdiger Sellin




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