Smartphone-Test 18.06.2012, 11:28 Uhr

Nokia Lumia 610 gegen Sony Xperia U

Das Nokia Lumia 610 mit Windows Phone tritt gegen das Sony Xperia U mit Android an. Beide Geräte sollen durch günstige Preise um 250 Euro neue Käuferschichten für die Hersteller erschließen.
Android gegen Windows Phone: Diesen Kampf der Betriebssysteme erwarten einige Analysten für die Zukunft. Gegenwärtig tritt mit dem Microsoft-Produkt allerdings noch David gegen Goliath an, wenn man die Marktanteile betrachtet:
Windows Phone liegt bei weit unter zehn Prozent, während Android deutlich über die Hälfte aller weltweit verkauften Smartphones bestückt. Das soll sich vor allem dank günstigerer Geräte des Microsoft-Partners Nokia ändern: Das Lumia 610 stellt mit 239 Euro den neuen Einstieg in die Windows-Welt dar. Im Test tritt es gegen das gerade auf den Markt gekommene Sony Xperia U an, das mit 259 Euro ebenfalls in der Mittelklasse angesiedelt ist. Beide Geräte passen preislich auch in die Ein-Euro-Kategorie in Kombination mit einem Vertrag.
Da beide Smartphones auch jüngere Käufer ansprechen sollen, haben die Hersteller bei den Hüllen Farbe ins Spiel gebracht, indem die Rückseiten getauscht werden können. Das Nokia gibt es nicht nur in schwarz, sondern auch in hellblau und pink. Sony geht sogar noch einen Schritt weiter: Beim Xperia U ist auch die kleine Haube des untersten Teils tauschbar. So bekommt die Vorderseite schnell einen neuen Look, zumal eine alternative Abdeckung bereits im Lieferumfang enthalten ist.
Als besonderen optischen Effekt bietet das Japan-Smartphone zudem die Möglichkeit, den transparenten Streifen unter dem Display in verschiedenen Farben leuchten zu lassen, zum Beispiel passend zur farblichen Einstellung des Display-Hintergrunds. Was Größe und Gewicht betrifft, ist das Nokia etwas schwerer und größer als das kompakte und 110 Gramm leichte Sony.
Die Verarbeitung wirkt beim Lumia 610 für diese Preisklasse sehr hochwertig und solide, das Xperia U ist ebenfalls stabil, sieht aber vor allem auf der Rück­seite etwas billig aus.

Keine Speichererweiterung

Lobenswert ist, dass bei beiden Kandidaten der Akku vom Anwender gewechselt werden kann. Unterschiede gibt es bei den SIM-Karten: Während Nokia eine MicroSIM verlangt, nutzt Sony noch den herkömmlichen großen Slot. Dass man dort auch über Details nachdenkt, belegt der beigefügte MicroSIM-Adapter. Einen Slot für eine Speicherkarte haben beide leider nicht, vor allem angesichts der etwas knappen vier GB des Sony ist da schnell die Kapazitätsgrenze erreicht. Das Nokia bietet doppelt so viel Speicher, der allerdings durch die Onboard-Navigationssoftware eingeschränkt wird. Diese Gratis-Navigation ist trotzdem ein echter Pluspunkt des Lumia 610.
Bei den Displays bieten beide zwar kein Top-Niveau, aber zumindest für diese Preisklasse eine gute Qualität. Was Leuchtstärke und Helligkeit betrifft, hat das Nokia die Nase vorn, die etwas höhere Auflösung und die 16 Millionen Farben des Sony fallen im Vergleich kaum auf. Dafür hat die Anzeige des Xperia U weniger Spiegelungen. Mit Diagonalen von 8,7 (Sony) und 9,4 Zentimetern (Nokia) sind beide Anzeigen für ausgiebige Surf-Trips etwas klein geraten, vor allem das Tippen auf den virtuellen Tastaturen ist angesichts der kleinen Buchstaben nicht einfach. Hier fordern die kompakten Gehäuse einen Kompromiss.
Im alltäglichen Einsatz leisten beide Smartphones gute Dienste: Das Sony arbeitet dank seines für diese Klasse derzeit einzigartigen Dualcore-Prozessors sehr schnell. Bei Menüwechseln und dem Browsen durch Mediadateien gibt es praktisch keine Verzögerungen. Daran dürfte auch das für das dritte Quartal angekündigte Update des Betriebssystems von Android 2.3 auf die neue Version 4.0 nichts ändern. Da das Nokia nur einen 800-MHz-Prozessor mit einem Kern sowie einen halb so großen Arbeitsspeicher von 256 MB unter der Haube hat, werden deutliche Tempounterschiede im direkten Vergleich sichtbar. Auch im alltäglichen Einsatz sind leichte Verzögerungen möglich, etwa bei der Navigation. Dennoch wird den meisten Anwendern das Tempo ausreichen.

Schwache Videos beim Nokia

Die beiden unterschiedlichen Betriebssysteme haben durchaus ihre Reize: Android auf dem Sony bietet die bessere Anpassbarkeit der Oberfläche durch den Anwender und eine größere App-Auswahl, Windows Phone beeindruckt noch immer durch die elegante Oberfläche und die Gratis-Navigation. Bei beiden Systemen ist die Bedienung über die Benutzeroberfläche einfach, wenn man sich einmal an die Eigenheiten gewöhnt hat. Nicht optimal sind die Bedienelemente gelöst: Sony beschriftet die Touchkeys unter dem Display nur mit mikroskopisch kleinen Symbolen, während Nokia den Anwender über die Funktion der seitlichen Knöpfe komplett im Unklaren lässt.
Beim Datentransfer hat das Sony dank doppelter HSDPA-Geschwindigkeit und HSUPA, das dem Nokia fehlt, die Nase vorn. Die Akkus sind mit rund 1.300 mAh ähnlich dimensioniert, das Nokia schafft es aber mit einer Ladung mehrere Tage durchzuhalten, während das Sony schon nach zwei Tagen wieder an den Stecker muss. Die Ausdauer ist bei beiden aber für Smartphones trotzdem überdurchschnittlich.
Beide Modelle fotografieren mit Fünf-Megapixel-Kameras mit LED-Leuchte und Autofokus, wobei ein Manko des Nokia die Videoaufnahme ist, deren Auflösung gerade einmal VGA-Qualität erreicht. Das Sony bietet hier 720p, was dem Smartphone-Durchschnitt entspricht. Nokia verzichtet zudem auf eine Frontkamera zur Videotelefonie, während das Sony hier wenigstens eine VGA-Cam bietet.
Die Fotos des Sony sind ordentlich, allerdings etwas dunkel. Dafür gibt es viele Einstellmöglichkeiten des Knipsers und nette Zusatzfunktionen wie Panorama­bilder. Beim Nokia wirken die Bilder recht blass, da den Farben die Kraft fehlt. Dazu kommt eine viel längere Auslöseverzögerung als beim Konkurrenten.
Am Ende hat das Sony die Nase leicht vorn, da es mehr Ausstattung hat, bessere Bilder und Videos macht und viel schneller ist. Für rund 250 Euro ist es eines der besten Android-Einsteigergeräte am Markt. Doch auch das optisch attraktive Nokia hat keine gravierenden Schwächen und bietet einen guten Einstieg in die Windows-Welt. Wer ein paar Euro mehr investieren will, bekommt mit dem ­etwas teureren Lumia 710 allerdings das bessere Smartphone aus dem Hause Nokia.




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