Lime-Deutschland-Chef 11.10.2019, 09:06 Uhr

"Deutschland braucht eine neue E-Scooter-Infrastruktur"

Seit Juni dürfen E-Tretroller in Deutschland fahren - und sind weiter umstritten. Für den Deutschland-Chef eines der größten Anbieter, Lime, liegt das auch an der überschaubaren Infrastruktur für alternative Verkehrsmittel.
Lime-Deutschland-Chef Jashar Seyfi
(Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa)
Angesichts der steigenden Zahl an E-Tretrollern braucht es nach Einschätzung des Deutschland-Chefs der Ridesharing-Plattform Lime eine neue Infrastruktur.
"Wenn ich mir die Infrastruktur in den deutschen Städten angucke, ist sie auch für die begrenzte Anzahl an Scootern, die wir jetzt schon haben, eher überschaubar", sagte Jashar Seyfi im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Es häufen sich ja jetzt schon Beschwerden darüber, dass Scooter schlecht geparkt sind und teilweise Wege blockieren." Das sei zum Teil berechtigte Kritik. "Allerdings stelle ich mir dann auch die Frage, wo sie denn sonst parken sollen."
Es werde wohl noch eine Weile dauern, bis entsprechende Änderungen passieren, "idealerweise über die Umwidmung von Autoparkplätzen zu Sharing-Parkplätzen", schlug Seyfi vor. Auch breitere Radwege seien möglich. Hierfür bedürfe es einer engen Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen.
Seit Mitte Juni dürfen E-Tretroller in Deutschland auf Fahrradwegen und Straßen fahren. Seit Uber kürzlich ebenfalls in den Markt eingestiegen ist, buhlen überregional sechs Anbieter um Kunden.
Die Roller-Anbieter bewerben die Fahrzeuge als weiteres, elektrisch angetriebenes Element in einem zukünftigen Mobilitäts-Mix, bei dem Kunden kaum noch eigene Autos besitzen, sondern stattdessen unterschiedliche Sharing- und Leih-Angebote nutzen. Wegen zahlreicher Unfälle, der Konzentration auf Innenstädte, unsachgemäßer Nutzung, Behinderungen auf Rad- und Gehwegen und einer zweifelhaften Klimabilanz stehen die Roller allerdings in der Kritik.

Das Freefloat-Modell

In Berlin zum Beispiel sind die Fahrzeuge im sogenannten Freefloat-Modell verfügbar: Es gibt keine festen Stationen, die Elektroroller können an jeder beliebigen Stelle abgestellt werden. Vielerorts wird derzeit diskutiert, das zu ändern, so dass das Abstellen nur noch an bestimmten Orten erlaubt ist.
Doch der Erfolg von sogenannten Ride-Sharing-Diensten liegt für Seyfi gerade in der freien Verfügbarkeit der Fahrzeuge. "Wenn man das jetzt künstlich verknappen würde, indem man etwa sagt, "wir haben jetzt hier 50 Stationen in der Stadt und wer Scooter fahren möchte, muss halt zu einer davon", das wird nicht funktionieren." Er befürworte aber Stationen als Ergänzung zum Freefloating, "was sehr sinnvoll sein kann, vor allem an Knotenpunkten des Öffentlichen Personennahverkehrs", sagte Seyfi.



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