Alcatel, Switel, Lenovo und LG 27.05.2016, 14:04 Uhr

Vier Mittelklasse-Smartphones im Vergleichstest

Immer mehr Mittelklasse-Smartphones treten mit einzelnen Features der Oberklasse an. Im Test zeigen vier Produkte bis 300 Euro, was sie besonders gut können.
Marktforscher sind sich einig: Im Smartphone-Geschäft liegt vor allem in der Mittelklasse von 200 bis 350 Euro noch Potenzial, denn viele Kunden wollen keine einfachen Einsteigermodelle, aber auch nicht mehr 500 Euro oder mehr für eines der edlen Flaggschiffe ausgeben. Wir haben deshalb vier aktuelle Mid-Range-Geräte unter die Lupe genommen, die zeigen, was auch von anderen Herstellern als den Top Drei möglich ist.
Das obere Ende der Preisskala bildet hier mit 329 Euro das Idol 4 von Alcatel, das nicht nur mit Highend-Ausstattung aufwartet, sondern auch als Verpackung eine VR-Brille hat. Das Moto G4 Plus von Lenovo soll vor allem mit seiner Top-Kamera punkten. LG geht bei seiner neuen X-Serie einen Sonderweg, indem jeweils ein Highend-Feature in ein Mittelklassegerät integriert ist: Beim ersten Vertreter X Screen ist das ein kleines Always-on-Display. Schließlich will mit Switel noch ein Newcomer in dieser Klasse mitmischen: Die Schweizer setzen beim eSmart H1 vor allem auf eine hochwertige Hülle zu einem fairen Preis.
Dass man auch für 329 Euro ein sehr hochwertiges Smartphone bauen kann, belegt Alcatel mit dem Idol 4 mit seiner Rückseite aus gehärtetem Glas und einem Metallrahmen. Die VR-Brille, die gleichzeitig als Verkaufsverpackung dient, funktioniert ähnlich wie die Gear VR von Samsung, nutzt also das eingelegte Smartphone als Bildschirm. Sie stellt aber keine Verbindung über Kontakte her. Die Software, die mit jener für das Cardboard identisch ist, kommt von Google. Für den Preis ist die einfache Brille auf jeden Fall eine schöne Beigabe, um in das Thema Virtual Reality hineinzuschnuppern.

Schicke Newcomer

Auch der Newcomer Switel schafft es, beim Design Akzente zu setzen, und überrascht mit einem 125 Gramm leichten Gehäuse mit Metallrahmen und einem schicken Diamantmuster auf der Rückseite. Allerdings ist der Kunststoff sehr glatt und hat auch klar fühlbare Kanten, so dass es nicht optimal in der Hand liegt.
Was den ersten Eindruck betrifft, können LG und Lenovo nicht mithalten: Das X Screen hat zwar ebenfalls glänzenden schwarzen Kunststoff, wirkt aber in Kombination mit dem Plastikrahmen weniger edel. Lenovo bietet optisch etwas Abwechslung mit bunten Wechselabdeckungen aus Plastik für die Rückseite als Zubehör. 
Bei den Displays bieten alle bis auf LG Full-HD-Auflösung, während die Koreaner nur HD haben, was aber im Alltag kaum negativ auffällt, da Farben und Ablesbarkeit sehr gut sind.
Dafür hat das X Screen als besonderes Feature ein zweites, nur 1,8 Zoll großes Display im oberen Bereich des Bildschirms, das permanent wichtige Informationen wie die Uhrzeit, das Datum und Benachrichtigungen anzeigen kann. Auch das Switel und das Alcatel bieten eine gute Qualität, wobei der Franzose etwas mehr Fläche hat. Das beste Display im Testfeld bringt aber das Moto G4 Plus mit, denn es hat nicht nur die größte Anzeige, sondern auch eine sehr helle und scharfe Darstellung.
Bei den Prozessoren gibt es Unterschiede: So setzt LG noch einen Quadcore-Chip von Qualcomm ein, während Lenovo und Alcatel die schnellere Achtkern-Variante an Bord haben. Switel verwendet wie viele der kleineren Anbieter einen Achtender von MediaTek, dessen Leistungen im Antutu-Benchmark mit knapp 40.000 im oberen Mittelfeld liegen. Das LG fällt mit rund 30.000 deutlich zurück. Am schnellsten geht das Idol 4 zu Werke, da es auch als einziges Gerät über 3 statt 2 GB Arbeitsspeicher verfügt. Mit einem Antutu-Wert von fast 70.000 liegt es in der aktuellen Spitzengruppe, allerdings wird es sehr warm. Das Lenovo ist mit dem gleichen Chipsatz minimal langsamer, wird aber bei Beanspruchung ähnlich hitzig.
Mit seinem recht kleinen 2.100-mAh-Akku bringt das Switel nur durchschnittliche Leistungen und muss nach einem Tag wieder an die Steckdose. Das LG und das Alcatel hielten mit eineinhalb Tagen etwas länger durch. Am besten ist das Lenovo mit knapp zwei Tagen.
Bis auf das Switel mit Android 5.1 setzen alle Kandidaten auf das aktuelle Android 6.0 als Betriebssystem. Die Eingriffe in die Benutzeroberfläche halten sich in Grenzen, am meisten Software bringt das Alcatel mit, darunter finden sich allerdings nicht nur sinnvolle Elemente, sondern auch einiges Überflüssiges. Eine nette Idee des Idol 4 ist aber der nach Anwenderwunsch programmierbare „Boom Key“ an der rechten Seite des Smartphones.  

Viel Ausstattung bei Mittelklasse-Smartphones

Erfreulich ist, dass bis auf das LG alle Geräte zwei SIM-Karten schlucken. Einen Fingerabdrucksensor hat nur das Moto G4 Plus, bei dem dieser unter dem Display untergebracht ist und zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Das Alcatel bringt als Alleinstellungsmerkmal seine auch bei größerer Lautstärke voll und satt klingenden Stereolautsprecher mit Öffnungen vorne und hinten sowie oberhalb und unterhalb des Displays mit.
Weniger üppig fällt überall der Datenspeicher mit 16 GB aus, von denen in der Regel schon ein Drittel belegt ist. Zumindest haben alle einen MicroSD-Slot, der allerdings beim Switel gerade einmal 32 GB große Karten fasst, was nicht mehr zeitgemäß ist.
Auch bei der Kamera hat der Schweizer Newcomer Nachholbedarf: Denn das ­Switel hat die größten Probleme mit der Schärfe, vor allem bei schwierigeren Lichtverhältnissen. Der Blitz ist zwar auf den Punkt sehr hell, aber im größeren Ausschnitt zu schwach. Auch das Alcatel könnte vor allem bei Gegenlicht mehr leisten: Der Autofokus arbeitet zwar schnell, stellt aber nicht immer richtig scharf.
Das LG macht dagegen schärfere und farbechtere Bilder, ist aber beim Auslösen etwas träge. Die eindeutig beste Kamera spendiert Lenovo seinem Smartphone: Der Fokus arbeitet rasant, die Bilder sind scharf und farbecht, außerdem sind umfangreiche Einstellungen möglich – diese Qualität erreichen selbst manche teureren Smartphones nicht.

Testfazit zum Smartphone-Vergleichstest

Die Marke Moto lebt auch bei Lenovo: Das G4 Plus gewinnt diesen Vergleich, weil es sich kaum Schwächen leistet und eine erstklassige Kamera mitbringt. Lediglich der Plastik-Look könnte manche Käufer abschrecken, aber dafür stimmt schließlich der Preis von 299 Euro.
Nur knapp muss sich das Idol 4 geschlagen geben, das dank der mitgelieferten VR-Brille, leistungsfähiger Hardware und tollem Sound vor allem als Entertainer eine erstklassige Figur macht. Den Kampf um die Spitze verliert es vor allem wegen der besseren Kamera des Lenovo.
Wer unbedingt ein immer präsentes Display will, kann einen Blick auf das LG X Screen werfen, das ansonsten ordentliche Leistungen bringt, aber für 250 Euro vor allem einen schnelleren Prozessor verdient hätte.
Das Schlusslicht bildet das Switel eSmart H1, das für eine Premiere aber durchaus gelungen ist. Es bietet ein schickes Design und ein ordentliches Arbeitstempo zu einem fairen Preis, hinkt allerdings bei der Kamera sowie bei einigen Details wie der Software noch hinterher.




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