Media-Saturn 30.04.2014, 10:15 Uhr

Umstrukturierungen und Streit im Hintergrund

Mit einer neuen Tochter, der Media-Saturn E-Business GmbH, führt der Retailer laut MSH-Chef Horst Norberg alle Multichannel-Aktivitäten und auch den stationären Handel zusammen. Derweil spitzt sich die Krise zwischen den Gesellschaftern weiter zu.
Die Media-Saturn-Gruppe stellt sich neu auf: Künftig werden alle kundennahen Multichannel-Aktivitäten in der Media-Saturn E-Business GmbH gebündelt. Hier würden kanalübergreifend, auch für das stationäre Geschäft, alle operativen Kompetenzen, die bisher in verschiedenen Bereichen lagen, zusammengeführt – so die offizielle Begründung des Unternehmens.
Als Folge wird der Retailer in den kommenden Monaten auch Personal abbauen, vor allem in den Bereichen, die nicht direkt im Zusammenhang mit dem Multichannel-Geschäft stünden. In einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" nennt Media-Saturn-Chef Horst Norberg auch konkrete Zahlen, demnach werden rund 200 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen. "Gemessen an den insgesamt 65.000 Arbeitsplätzen ist das nicht viel, aber es schmerzt natürlich trotzdem", so Norberg. Er hofft zudem, mit der normalen Fluktuation und der Umschichtung von Stellen den geplanten Abbau erreichen zu können, kann aber betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen.
Einen Wandel sieht Norberg darüber hinaus auch in den stationären Shops. „Wir müssen uns die Frage stellen, ob unsere bisherigen Flächenkonzepte zukunftsfähig sind“, sagt er gegenüber der Welt. Zwar sieht er weiterhin gute Möglichkeiten für das stationäre Geschäft, „wir werden uns aber je nach Umsatz- und Ergebnisentwicklung ein einzelnen Regionen entscheiden, Flächen zu verkleinern“, so Norberg weiter. Gleichzeit hält er allerdings an dem Ziel fest, Ende 2014 oder Anfang 2015 mindestens 1.000 Shops zu betreiben. Konkrete Zahlen dazu, vor allem für den deutschen Markt, nannte der Manager allerdings nicht.

Mehr Einkaufserlebnis in den stationären Läden

Dafür kündigte er die Einführung des so genannten „Connected World“-Konzepts an, das voraussichtlich noch in diesem Jahr neben Deutschland auch in Österreich und den Niederlanden aufgebaut werden soll. Hier möchte der Retailer zeigen, wie unterschiedliche Marken und Einzelgeräte in den Bereichen Musik, Licht und Alarmanlagen zusammenarbeiten können – Stichwort Smart Home.
Hier folgt Media-Markt wiederum einem anderen Trend, mit dem der stationäre Handel gegenüber dem E-Commerce punkten möchte, und setzt vor allem auf das Einkaufserlebnis der Kunden. Ein Aspekt, der im Übrigen bei Media-Saturn bislang eher zu kurz kam, denn traditionell positionierten sich die Ingolstädter in ihren Märkten vor allem als Preisbrecher, Stichwort: „Geiz ist geil“.
Abschließend ging Norberg in dem Interview noch kurz auf den Streit zwischen den Gesellschaftern, der Metro AG und dem Gründer und Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals ein. Die beiden Parteien liefern sich seit Jahren einen teils öffentlich ausgetragenen Streit – und erst vor wenigen Tagen hatte Kellerhals mit einer Stellenanzeige für einen CEO der Media-Saturn-Gruppe wieder einmal für Aufruhr gesorgt.
„Ob und wie sich die Gesellschafter einigen, kann ich nicht voraussehen“, so Norberg. Das Tagesgeschäft werde von der Auseinandersetzung kaum berührt. Und weiter sagt er: „Widerstände im laufenden Geschäft kommen eher von anderer Seite, etwa von den Marktgeschäftsführern, die mitunter lieber an der Vergangenheit festhalten würden“, und deutet damit an, dass der Retailer weiterhin Mühe hat, die Geschäftsführer der MSH-Standorte von der neuen Unternehmensstrategie zu überzeugen.

Same Day Delivery wird offiziell ausgebaut

In dem Interview spricht Norberg zudem über das Multichannel-Konzept, das weiter ausgebaut werden soll. So wird in Kürze nun offiziell in den Saturn-Märkten in München und Berlin ein Pilotprojekt für die taggleiche Lieferung online bestellter Ware starten – Stichwort: Same Day Delivery (SDD). Logistikpartner ist der Kurierdienstleister Tiramizoo. Media Markt soll in wenigen Wochen in ausgewählten Städten Deutschlands ebenfalls folgen. Und in Hamburg arbeiten bereits einige Märkte mit Mytaxi in einer ähnlichen Kooperation.
Damit setzen die Ingolstädter auf einen starken E-Commerce-Trend: Auch Conrad und seit kurzem auch E-Plus/Base bieten einen entsprechenden Service an, allerdings wird am Ende der Aufpreis für den SDD-Service entscheidend sein. Bei Base kostet die taggleiche Lieferung online bestellter Ware knapp 35 Euro, Conrad berechnet eine ähnliche Gebühr. Ob der Kunde bereit ist, diese Summen für die Lieferung zu zahlen, wird sich zeigen. Notebooksbilliger.de zumindest hat seinen SDD-Service zum Jahresende eingestellt, die Nachfrage sei zu gering gewesen, heißt es dazu auf Nachfrage von Telecom Handel.




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