Internationalisierung 28.10.2022, 13:00 Uhr

Komsa und der britische Distributor Westcoast fusionieren

Der TK-Distributor Komsa und der britische IT-Distributor Westcoast haben eine enge strategische Partnerschaft beschlossen. Durch die Übernahme der Firmenanteile von Komsa durch Westcoast entsteht Europas größter ITK-Distributor in Familienbesitz.
Komsa-CEO Pierre-Pascal Urbon übernimmt zukünftig auch die Position des Chairman of the Board of Directors von Westcoast
(Quelle: Komsa)
Diese Nachricht wird nicht nur in der deutschen Distributionslandschaft für Aufsehen sorgen: Der britische Anbieter Westcoast übernimmt in mehreren Schritten Komsa. Damit entsteht der größte europäische ITK-Distributor, der sich noch im Familienbesitz befindet. 
Seitdem Pierre-Pascal Urbon das Ruder bei Komsa übernommen hat, betont er die Wichtigkeit der Internationalisierung des Distributors. „Wir sind zwar Partner der globalen Telekommunikationsmarken und haben in den vergangenen zwei Jahren unseren Umsatz um 25 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro steigern können“, so Urbon. Doch sei dieses Wachstum endlich, vor allem in einer aktuell schwierigen Marktsituation und einer sich verändernden Struktur. „5G wird vieles verändern, die Verbindung von Cloud- und Voice-Diensten hat auch durch Corona rasant zugenommen und IT und TK wachsen jetzt schneller und intensiver zusammen, als dies noch in den vergangenen Jahren der Fall war.“ Die Entwicklung habe sich also beschleunigt, und Komsa stoße hier an seine Grenzen – vor allem im Bereich IT.
Gleichzeitig sei zu beobachten, dass alle Hersteller unter deutlichem Kostendruck stünden – und dadurch immer häufiger paneuropäisch agierten. „Produkte werden für Europa entwickelt, der Vertrieb wird für Europa aufgestellt. Einzelne Länder spielen für die Hersteller zunehmend eine untergeordnete Rolle“, so Urbon weiter. Diese Verbindung, das Zusammenwachsen von TK und IT und die zunehmend europäische Strategie der Hersteller führe dazu, dass die Märkte volatiler und damit unberechenbarer für einen Distributor würden, der seine Wurzeln in der TK und in Deutschland habe. Die Option, mit eigenen Mitteln die Internationalisierung voranzutreiben – Komsa ist immerhin seit vielen Jahren in Polen aktiv – schließt Urbon aus. „Die Erfahrung in Polen hat uns auch gezeigt, dass es viel zu lange dauert, andere Märkte zu erschließen. Und diese Zeit haben wir nicht, denn der Bedarf im Markt entsteht jetzt.“
Die Konsequenz ist der Merger mit dem britischen IT-Distributor Westcoast, der hierzulande weitgehend unbekannt ist. Das Unternehmen ist im Vereinigten Königreich, Irland und Frankreich aktiv, und es ist – ebenso wie Komsa – in Familienbesitz. Der Gründer, Joe Hemani, leitet heute (noch) das Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro machte – also deutlich mehr als die Komsa AG. Legt man die Umsätze zusammen, so erwirtschafteten beide Unternehmen im vergangenen Jahr 5,5 Milliarden Euro und beschäftigen aktuell gemeinsam über 2.200 Mitarbeiter – rund 1.400 stehen dabei bei Westcoast auf der Gehaltsliste.
Die Schwerpunkte von Westcoast sind im Cloud-, Workplace- und Security-Geschäft. Westcoast hat nach eigenen Angaben Zugang zu über 200 Technologiepartnern, darunter Microsoft, HP, Dell, Meta, Google, Samsung und Apple. „Vor allem im Bereich Cloud ist uns Westcoast um Jahre voraus“, betont Urbon. Das sei ein Know-how, von dem auch Deutschland profitieren könne. „Und wir werden für Hersteller, die einen paneuropäischen Vertriebsansatz haben, auf einmal interessant“, erklärt Urbon im Gespräch mit Telecom Handel.




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