Komsa: Schweden-Power in Sachsen

"In den Köpfen der Menschen steckte noch Planwirtschaft"

Mit welchen Problemen hatten Sie besonders zu kämpfen, nachdem Sie Komsa gegründet hatten und das Unternehmen Schritt für Schritt wuchs?
Grosse: Man muss verstehen, dass in den Köpfen der Menschen hier im Osten einfach noch die Planwirtschaft herrschte. Anfangs konnten wir nicht schneller wachsen oder uns schneller verändern, als sich unsere Mitarbeiter entwickeln wollten und konnten. Ich bin da oft zu schnell gewesen, während die in ihrem Takt gegangen sind, und das manchmal auch in die falsche Richtung.
Hoch her ging es einmal, als die Polizei Ihr Haus durchsucht hat …
Grosse: So etwas hatte ich noch nie erlebt. Eines Tages kamen 90 Polizisten in das Unternehmen hereingestürmt und haben alle Mitarbeiter im Speisesaal zusammengetrommelt. Die mussten ihre Handtaschen aufmachen und es gab eine Hausdurchsuchung hier bei Komsa und bei mir zu Hause. Die Polizei hat alles durchsucht, von oben bis unten, zwei Mal! Beim ersten Mal haben sie nichts gefunden, und beim zweiten Mal auch nicht. Danach haben sie alles mitgenommen: Kalender, Tagebücher, alles!
Was war eigentlich passiert?
Grosse: Wir hatten Mobiltelefone vom Markt gekauft wie alle anderen auch. Es wurde untersucht, ob die Mehrwertsteuer bezahlt war. Wir hatten alles richtig gemacht. Dennoch mussten wir dann zweimal die Mehrwertsteuer abführen, und es hat zehn Jahre gedauert, bis wir das Geld zurückbekommen haben. Und immerhin ging es um fünf Millionen Mark.
War Ihr Unternehmen dadurch in seiner Existenz bedroht?
Grosse: In einer solchen Situation kann ein Unternehmen schnell kaputtgehen, und auch bei uns war es sehr knapp. Es gab durchaus Konkurrenten, die diese Gelegenheit ausgenutzt haben, um bei unseren Partnern Stimmung gegen uns zu machen. Wir mussten dann deren Vertrauen und auch das der Banken wiederherstellen. Faszinierend war, wie loyal die Mitarbeiter waren. Alle haben zusammengehalten.




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