Exklusiv-Interview
21.10.2025, 18:18 Uhr
Starface-CEO Buzin: „Es geht darum, in den Köpfen präsent zu sein“
Auf der Com.vention in Rust stellen Starface und Estos nicht nur neue Produkte vor, sondern auch eine veränderte Ausrichtung. CEO Florian Buzin sprach mit Telecom Handel über die Öffnung der Veranstaltung, die Rolle von Gamma und die nächsten Schritte im Vertrieb.
Florian Buzin ist CEO von Starface und Managing Director der Gamma Communications in Deutschland
(Quelle: Florian Buzin)
Die Com.vention von Starface und Estos scheint dieses Jahr einen anderen Charakter zu haben: mehr Branchentreff, weniger reine Hausmesse. Man trifft sogar Wettbewerber …
Florian Buzin: Wir haben uns bewusst entschieden, unsere Com.vention zu öffnen. Bislang war es ja im Kern eine Partnerveranstaltung, bei der wir gezeigt haben, was es Neues gibt. Aber die Branche ist heute so vielfältig, es gibt so viele Überschneidungen, Kooperationen, auch Wettbewerber, die mal Partner sind und mal Konkurrent. Deswegen war es für uns nur logisch, zu sagen: Wir öffnen das. Wir holen zum Beispiel auch Wettbewerber wie Agfeo oder Easybell mit rein. Das wirkt auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich: ein Branchenevent, bei dem auch der Wettbewerb präsent ist. Aber wenn man ehrlich ist, profitieren am Ende alle davon. Für die Besucher ist es interessanter, weil sie unterschiedliche Anbieter an einem Ort finden, und auch für uns als Starface, Estos und Gamma Deutschland, die hier erstmals gemeinsam aufgetreten sind, ist es wertvoll, miteinander zu sprechen, Kontakte zu knüpfen, vielleicht sogar gemeinsame Projekte zu eruieren. Ich bin überzeugt, dass das die Veranstaltung lebendiger und relevanter macht.
Sie wollen als Gamma-Gruppe mit starken Marken unter einem Dach als dritter großer Anbieter im Geschäftskundenmarkt wahrgenommen werden neben Telekom und Vodafone. Ist das realistisch?
Buzin:Also, wenn man von den Top 3 spricht, dann muss man schon unterscheiden. Klar ist: Die Telekom, die wird man nicht überholen, das ist eine ganz andere Größenordnung. Und auch Vodafone liegt in diesem Bereich deutlich vorne. Aber wenn man dahinter schaut, dann gibt es niemanden, der diese dritte Position wirklich eindeutig besetzt. Und genau da wollen wir hin. Uns geht es nicht darum, Marktführer nach Zahlen zu werden, sondern darum, in den Köpfen präsent zu sein. Wenn jemand an Business-Kommunikation denkt, dann soll er sagen: Ja, da gibt es die Telekom, da gibt es Vodafone und da gibt es eben auch die Gamma-Gruppe. Dafür braucht es natürlich ein komplettes Angebot. Nur eine Telefonanlage reicht da nicht, nur Leitungen auch nicht. Entscheidend ist die Kombination: Connectivity, Trunking, Starface, ProCall, Webex – das alles zusammen. Erst damit entsteht das Bild eines Anbieters, der für Unternehmen wirklich relevant ist.
Aber ist Größe in diesem Markt denn das entscheidende Kriterium?
Buzin: Größe allein bringt es nicht. Es geht darum, ob man als ernsthafter Player wahrgenommen wird. Und dazu gehört, dass man in Ausschreibungen auftaucht, dass Partner einem vertrauen und dass die Marke präsent ist. Wenn Sie im ITK-Umfeld unterwegs sind und jeder weiß, was wir als Gruppe anbieten, dann haben wir unser Ziel erreicht.
„Wenn Sie im ITK-Umfeld unterwegs sind und jeder weiß, was wir als Gruppe anbieten, dann haben wir unser Ziel erreicht.“
Als Gruppe hat Gamma inzwischen viele Marken und Produkte im Portfolio. Manche sagen, das sei unübersichtlich. Wie gehen Sie damit um?
Buzin: Wir haben sehr viele Marken im Portfolio. Deshalb war ein wichtiger Schritt, zu sagen: Gamma ist die Dachmarke. Und darunter ordnen sich die Kernprodukte ein: Starface, ProCall, Webex. Produkte wie Crown oder Flex, die gibt es noch, die werden auch weiter betreut. Aber wir vermarkten sie nicht aktiv. Stattdessen bauen wir klare Migrationspfade, damit Kunden auf die aktuellen Lösungen wechseln können.Und dann haben wir noch Placetel als eine Art Congstar für Gamma, also unsere Direktmarke für Endkunden.
Das Entscheidende ist: Wir kommunizieren klarer. Nicht „Was ist jetzt Starface, was ist Gamma?“, sondern „Das sind Produkte unter einem Dach.“ Die Marke Gamma steht dabei für das Gesamtangebot.
Sie stellen derzeit die Vertriebsorganisation neu auf. Was ist hier der Plan?
Florian Buzin
Quelle: Florian Buzin
Was sind die Herausforderungen einer derartigen Neustrukturierung?
Buzin: Zum einen müssen die Vertriebler sich jetzt mit viel mehr Produkten auskennen als bislang. Zum anderen ist die technische Seite eine Challenge: Wir haben drei CRM-Systeme, verschiedene Partnerportale, unterschiedliche Prozesse. Das alles führen wir jetzt zusammen. Das ist organisatorisch und kulturell eine Riesenaufgabe. Aber es lohnt sich: Partner bekommen in Zukunft einen einheitlichen Zugang, eine konsistente Betreuung. Und wir werden effizienter.
Auf der Com.vention waren Starface 10 und der Starface Hub die großen Themen. Was steckt dahinter?
Buzin: Starface 10 ist für uns ein echter Meilenstein, weil wir damit die Basis für die Nutzung zahlreicher KI-Funktionalitäten schaffen. Der Starface Hub ist dabei sozusagen das Herzstück, also die Plattform, auf der wir diese Funktionen in der Cloud bereitstellen. Die Benutzer holen sich von dieser Plattform die Services, die sie mit Starface 10 nutzen wollen. Und, ganz wichtig: Der Hub ist so gebaut, dass wir verschiedene KI-Modelle andocken können. Wir arbeiten mit Azure und ChatGPT zusammen, aber wir haben die Architektur bewusst offen gelassen. Wenn morgen ein anderes Modell besser passt oder wenn wir in einem bestimmten Land ein anderes Modell brauchen, dann können wir das integrieren.
Viele haben beim Thema KI Bedenken, vor allem, was Datenschutz betrifft. Wie gehen Sie damit um?
Buzin: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir sagen ganz klar: KI-Funktionalitäten sind bei uns immer optional. Nichts läuft im Hintergrund automatisch, und es gibt auch keine versteckten Datenflüsse. Der Partner oder Kunde entscheidet, ob er eine Funktion nutzen will oder nicht. Und wenn ja, weiß er genau, was passiert. Transparenz ist da entscheidend, sonst würde das im Markt nicht akzeptiert.
Und wie lässt sich KI überhaupt monetarisieren?
Buzin: Da sind wir ehrlich: Das wird die Zukunft zeigen. Es ist ein bisschen wie das Internet am Anfang. Alle spüren, da ist riesiges Potenzial, aber das konkrete Geschäftsmodell ist noch nicht da beziehungsweise es entsteht gerade erst. Unsere Aufgabe als Hersteller ist, die Plattform bereitzustellen. Unsere Partner kennen ihre Branche und ihre Kunden am besten. Die bauen die Lösungen, die den Kunden Mehrwert bringen. Wir geben ihnen die Tools, damit sie das machen können.
Neben Starface war auch Webex ein Thema. Für welche Kunden ist das gedacht?
Buzin: Webex ist für die richtig großen Kunden. Ab 5.000 User aufwärts, mit internationalen Strukturen, hohen Compliance-Anforderungen. Da kommt man mit Starface nicht weiter. Und da ist Webex als ergänzendes Angebot auch für die DACH-Region spannend und wird derzeit weiter eruiert.
Und Microsoft Teams? Viele Unternehmen haben das ohnehin schon im Einsatz...
Buzin: Teams ist faktisch gesetzt. Viele Unternehmen haben es sowieso im Einsatz, und wir wären naiv, wenn wir das ignorieren würden. Aber wir gehen nicht den Weg „Wir machen nur einen SIP-Trunk und fertig“. Sondern wir bauen einen kompletten Kommunikations-Stack drumherum, mit Telefonie, Contact-Center-Funktionalitäten, Integrationen. So können wir Kunden, die auf Teams setzen, ein vollständiges Angebot machen. Und, wichtig: Teams und Starface sind keine Konkurrenz. Das sind zwei Welten, die unterschiedliche Bedürfnisse adressieren. Im Mittelstand ist Starface die maßgeschneiderte Lösung. In Konzernen ist es oft Teams oder eben auch Webex. Und wir können beides.
Und wie lautet Ihr Fazit zur Com.vention in Rust?
Buzin: Ich finde, es war die richtige Entscheidung, sie als Branchentreff zu gestalten. Die Leute kamen, um sich auszutauschen, um voneinander zu lernen. Es waren Partner da, Hersteller, Wettbewerber, Kunden. Und alle sind ins Gespräch gekommen.