Innenstädte: Stationärer Handel bangt um Existenz

Sorge um Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen

In kleineren und mittleren Geschäften mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern soll sich wie derzeit geltend höchstens eine Person pro 10 Quadratmetern Verkaufsfläche befinden. Für die Quadratmeter darüber hinaus, also etwa Kaufhäuser, sollen jeweils 20 Quadratmeter pro Kunde vorgeschrieben werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte den Beschluss von Bund und Ländern verteidigt, der Handelsverband hatte ihn kritisiert - und bekam nun Unterstützung aus der Politik.

So sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Samstag im ZDF: "Ich hätte es besser gefunden, bei den Regelungen zu bleiben, da ich den Eindruck habe, dass in den Geschäften der Abstand besser zu regeln ist als auf der Straße." NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am Sonntagmorgen im Deutschlandfunk mit Blick auf den Andrang am Rabatte-Tag Black Friday am Freitag, man müsse sich auf das "Einkaufsgeschehen" im Advent eben einstellen: "Den Einzelhandel in unseren Innenstädten ganz zu ruinieren, kann ja auch nicht das Ziel sein."

Corona-Regeln führen zur Verödung der Innenstädte

Wegen der Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus hat sich das Shoppingverhalten geändert, viele Menschen bummeln nicht mehr durch die Innenstädte, sondern gehen gezielter einkaufen - oder bestellen in Netz. Die Wirtschaftsministerinnen und -minister der Bundesländer wollen bei einer Online-Konferenz an diesem Montag auch darüber sprechen, wie sich eine Verödung der Innenstädte vermeiden lässt.

Auch der CDU-Wirtschaftsrat kritisierte die neuen Corona-Regeln. Diese seien "perfekt dazu geeignet, Warteschlangen vor Supermärkten oder Kaufhäusern zu erzeugen, die das Ansteckungspotenzial weiter beflügeln könnten", sagte Generalsekretär Wolfgang Steiger der "Rheinischen Post" am Montag. Zudem könnten Schlangen vor Supermärkten eine psychologische Wirkung haben und neue Hamsterkäufe auslösen. Die Regelung sei willkürlich, sagte Steiger. "Soll demnächst in allen Linienbussen passend zur Grundfläche auch nur noch jeweils ein Fahrgast befördert werden und in jedem Klassenzimmer nur noch zwei Schüler sitzen?"
Es gibt aber auch Lichtblicke für den Handel: So läuft das Geschäft mit Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf, Einrichtungsgegenständen und Lebensmitteln nach HDE-Angaben "derzeit zufriedenstellend, teilweise auch sehr gut". In der Woche vor dem ersten Advent waren vor allem weihnachtliche Dekorationsartikel und Adventskalender gefragt.




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