Konsumklima 01.08.2022, 15:22 Uhr

Handel erlebt stärksten Umsatzrückgang seit 1994

Sowohl der Einzelhandel in Deutschland als auch der E-Commerce erlebten im Juni 2022 den stärksten Umsatzrückgang seit 1994. Vor allem die hohe Inflation dämpft die Kauflaune der Verbraucher.
(Quelle: shutterstock.com/AshDesign)
Die hohe Inflation und die Angst vor den explodierenden Heizkosten sorgt in Deutschland mitten im Sommer für ein eisiges Konsumklima. Im Juni wurde deutlich weniger eingekauft als noch vor einem Jahr. Auch der Onlinehandel blieb von der Kaufzurückhaltung nicht verschont, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Und eine rasche Besserung ist nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) nicht in Sicht.
Tatsächlich sind die Zahlen dramatisch. Im Juni lagen die Umsätze im deutschen Einzelhandel nach Angaben des Statistischen Bundesamtes inflationsbereinigt - also real - um 8,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. "Das ist der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994", berichtete die Behörde am Montag. Einschließlich Preiserhöhungen (nominal) nahm der Umsatz allerdings nur um 0,8 Prozent ab. Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegele die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigten, erläuterte die Behörde.

Düstere Aussichten

Und eine rasche Besserung der Kauflaune ist nicht zu erwarten. Nach einer aktuellen HDE-Umfrage sind die Menschen in Deutschland derzeit bei Einkäufen und Anschaffungen so zurückhaltend wie lange nicht mehr. Auch in den kommenden drei Monaten sei mit einer schwachen Konsumstimmung zu rechnen, fasst der Verband das Ergebnis seines monatlich erstellten Konsumbarometers zusammen.
Angesichts von Ukraine-Krieg, Inflation und großen Unsicherheiten für die künftigen Entwicklungen würden die Menschen bei ihren Ausgaben zunehmend vorsichtig. "Die Konsumstimmung ist im Keller", sagte ein HDE-Sprecher. Hinzu komme, dass sich die eigenen Einkommenserwartungen im Vergleich zum Vormonat verschlechtert hätten und somit weniger Spielraum für Konsumaktivitäten oder den Ausbau von Ersparnissen bestehe. Erst vor kurzem hatte eine repräsentative Umfrage des Verbandes ergeben, dass inzwischen mehr als ein Viertel der Bevölkerung (27 Prozent) große Angst hat, mit dem Geld nicht mehr auszukommen.

Ende des Höhenfluges im Onlinehandel

Und selbst der Internethandel, der in der Corona-Pandemie geboomt hatte, musste nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zuletzt einen Umsatzeinbruch hinnehmen. Mit einem Rückgang von 15,1 Prozent gegenüber Juni 2021 wurde den Angaben zufolge das stärkste Minus binnen Jahresfrist seit 1994 verzeichnet. Für den Stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des E-Commerce-Branchenverbandes bevh, Martin Groß-Albenhausen, ist diese Entwicklung allerdings auch ein Zeichen dafür, was für eine große Rolle der Onlinehandel inzwischen im Alltag spielt. "So normal der E-Commerce für die Menschen geworden ist, so wenig kann er sich der weitreichenden Störung des Konsumklimas, wenn nicht der Gesamtwirtschaft, entziehen", sagte Groß-Albenhausen kürzlich.




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