Neue Business-Chancen durch 5G

Eine Scheibe 5G

Network Slicing: Service-Provider können virtuelle Netzwerke anbieten, die auf Anwendungen zugeschnitten sind.
Quelle: International Telecommunication Union
Beim Network Slicing wird ein physisches Netz virtuell und nach Bedarf in individuelle Netze unterteilt. Der Netzbetreiber definiert also innerhalb eines Netzes einzelne Netzscheiben gemäß den jeweiligen Anforderungen. „In manchen Bereichen der Maschinenautomatisierung ist ein sehr hoher Datendurchsatz entscheidend, in anderen kommt es vor allem auf die niedrige Latenz an“, erläutert Sebastian Solbach. „Das lässt sich über Slices gut abbilden. Sie erlauben es dem Anwender, zu priorisieren und das System so insgesamt zu entlasten.“ Diese Leistungsmerkmale sind etwa für die Steuerung von Robotern unverzichtbar. Unterschieden wird zwischen Vertical Slicing, das bestimmte Prozesse in der Wertschöpfung in den Blick nimmt, und Horizontal Slicing, bei dem etwa alle Geräte mit einem niedrigen Energieverbrauch in einem Slice zusammengeführt werden. Denkbar ist auch, dass Anbieter aus Network Slicing neue Produkte entwickeln, etwa in Form eines „Slice as a Service“-Modells. 
Teamviewer-Manager Lukas Baur ist skeptisch, was Network Slicing angeht: „Obwohl das Konzept darauf abzielt, private Netzwerkinstanzen zur Verfügung zu stellen, bietet es möglicherweise keinen signifikanten Mehrwert, könnte aber zusätzliche Komplexität beim Onboarding, der Bereitstellung und der Verwaltung externer Komponenten mit sich bringen.“
Lukas Baur
“„Um 5G wirtschaftlich für eine breite Öffentlichkeit nutzbar zu machen, bedarf es erst einer kritischen Masse an Branchen, die die Technologie einsetzen.“„
Lukas Baur
Vice President IoT bei Teamviewer

Latenz als Schlüsselfaktor

Zu den spezifischen Merkmalen von 5G zählt die besonders geringe Latenz. Sie spielt überall dort eine Rolle, wo es um Echtzeit-Anwendungen geht. Ein häufig genanntes Beispiel ist das autonome Fahren. „Bei 5G liegt die Latenz bei einer Millisekunde – gerade mal ein Zehntel der menschlichen Wahrnehmungsschwelle“, weiß Sebastian Solbach. „Springt unverhofft ein Kind auf die Straße, kann das Auto also bereits reagieren, bevor der Fahrer die Gefahr bewusst registriert hat. Damit verbunden ist das Thema Connected Car, bei dem die Fahrzeuge während der Fahrt untereinander Daten austauschen und daraus Echtzeit-Prognosen generieren.“
Auch im Healthcare-Bereich können geringe Latenz und hohe Geschwindigkeit Leben retten, etwa durch medizinische Fernunterstützung bei Notfällen. Mit dem neuen Mobilfunkstandard wäre es denkbar, dass ein zugeschalteter Arzt die Ersthelfer vor Ort in Echtzeit begleitet und anleitet. „Auch Ferndiagnosen und sogar Fern-OPs werden so realistische Szenarien und teilweise bereits durchgeführt“, so Solbach.
Erst durch die sehr kurzen Latenzzeiten lässt sich das Potenzial von Internet of Things, personalisierten Robotern sowie Augmented Reality und Virtual Reality vollständig ausschöpfen. „Klar ist, dass 5G dank höherer Datenraten und extrem niedriger Latenzzeiten eine neue Generation von Ser­vices ermöglicht“, erklärt Jens Kühner. Dabei dürfe aber nicht übersehen werden, dass auch die Datenverarbeitung und die Rechenleistung näher an den Endbenutzer gebracht werden müssen. Somit müsse auch Edge-Computing im Mittelpunkt der Aktivitäten von Mobilfunkbetreibern stehen. Und Dirk Wettig meint: „Geringere Latenzzeiten sind eine der technologischen Kernerweiterungen, die wir durch 5G-Netze erreichen.“


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