Ganz ohne Strippe 04.05.2015, 13:55 Uhr

Netgear Arlo: Drahtlose IP-Kamera im Praxistest

Netgear hat mit der Arlo eine Kamera herausgebracht, die komplett ohne Kabel auskommt und dank Akkus frei positioniert werden kann. Wir konnten das System bereits testen.
Wenn im Consumer-Segment von drahtlosen Überwachungskameras die Rede ist meinen die Hersteller zumeist WLAN-Geräte, die ihre Videos drahtlos an den Router und von dort beispielsweise aufs Smartphone streamen. Komplett drahtlos sind diese Lösungen allerdings nicht, sie benötigen immer auch eine Steckdose in Reichweite.
Netgear hat nun mit Arlo ein neues Kamerakonzept auf den Markt gebracht, das tatsächlich ganz ohne Kabel auskommt, die kompakten Kameras sind mit jeweils vier CR123-Batterien bestückt, die viele Besitzer einer Spiegelreflexkamera kennen dürften. Damit sollen sie vier bis sechs Monate auskommen, verspricht der Hersteller.
In unserem Test-Paket waren zwei der kleinen Kameras enthalten sowie die Base-Station. Letztere ist laut Netgear zwingend erforderlich um eine möglichst energiesparende Kommunikation mit den Kameras zu ermöglichen. Dies sei über eine direkte Verbindung zwischen Kamera und Router nicht realisierbar. Und so muss man wohl oder übel für die recht große Basisstation einen Platz in Nähe des Routers finden. Es bleibt zu hoffen, dass Netgear die separate Basis bei kommenden Routern überflüssig macht.
Die Einrichtung der Kameras ist kinderleicht. Nachdem man sich die App (iOS und Android) heruntergeladen und die kurze Registrierung erledigt hat, muss man nur bei jeder Kamera und bei der Basisstation auf den Sync-Knopf drücken – fertig. Die Reichweite gibt Netgear mit bis zu 90 Metern an, bei unserem Test war  bei maximal 60 Meter Schluss, allerdings mit mehreren Wänden dazwischen. Für den Hausgebrauch ist das aber immer noch voll ausreichend. 

Einfache Installation und Anbringung

Die Anbringung der Kameras ist sehr einfach, Netgear hat hierzu vier kleine magnetische Halbkugeln ins Paket gesteckt, an die sich die Kameras mit einem kräftigen Klick anheften. Die Halbkugeln wiederum lassen sich per Schraube oder Powerstrip quasi überall befestigen. Dieses System hat uns sehr gut gefallen, vor allem weil man die Kamera durch die Magnethalterung frei auf der Halbkugel platzieren und so den Aufzeichnungsbereich individuell wählen kann. 
So schick die Kameras in ihrem glänzenden weißen Kunststoff-Gehäuse auch aussehen – sie fallen damit trotz der geringen Ausmaße im Außenbereich stark auf, etwa wenn man sie im Garten anbringen will. Dafür sind die Geräte komplett wasser- und staubdicht, auch eine kräftige Dusche aus der Gießkanne sowie 3 Tage Dauerregen konnten unseren Testgeräten nichts anhaben. Bei Regen wünscht man sich aber einen kleinen Schirm beziehungsweise eine Abdeckung für die Linse wie sie etwa eine Verkehrsampel hat. Denn schon ein etwas größerer Regentropfen auf der Linse verdeckt die Hälfte des Bildes.
Laut Netgear funktioniert die Kamera bis zu einem Temperaturbereich von minus 10 Grad Celsius. Wir haben ein Testgerät für 10 Stunden in die Gefriertruhe mit minus 18 Grad gesteckt, sie funkte anstandslos ein Bild der benachbarten Pizza. Lediglich die offenbar verwirrte Akkuanzeige ging nach unten, bei steigenden Temperaturen zeigte sie aber wieder die volle Kapazität an.
Die Arlo-Kameras verfügen  – wie unter anderem in der Gefriertruhe getestet – auch über einen Nachtsichtmodus, bei dem eine kleine Infrarot-LED den Sichtbereich ausleuchtet. Die Aufnahmen sind dabei von guter Qualität, auch wenn die Reichweite auf wenige Meter beschränkt ist. Die Bildqualität bei Tageslicht ist sehr gut, auch Farben werden gut wiedergegeben, selbst bei schwacher Beleuchtung. Die Auflösung von 1.280 x 720 Bildpunkten reicht vollkommen aus, auf dem Smartphone-Display kann man viele Details erkennen.

Weitwinkel mit Fischaugeneffekt

An den Rändern macht sich allerdings ein deutlicher Fischaugeneffekt bemerkbar, gerade Linien werden gekrümmt dargestellt. Da damit aber ein beachtlicher Aufnahmewinkel von 130 Grad möglich wird, fällt dieses Manko nicht schwer ins Gewicht. Audioaufnahmen sind mit Arlo leider nicht möglich.
Die Kamera nimmt im Gegensatz zu anderen IP-Cams nicht fortlaufend auf, der Nutzer „klinkt“ sich also nicht ins laufende Video ein – bei der Netgear-Lösung muss jede Aufnahme ausgelöst werden. Das kann entweder durch den Nutzer über die App geschehen, oder über einen Bewegungsalarm. Dieser sendet auf Wunsch eine Push-Message, wenn eine Bewegung registriert wurde.
Der Nutzer kann außerdem bestimmte Regeln definieren, etwa, dass die Kamera nur zwischen 8 und 17 Uhr im Überwachungsmodus ist, also dann, wenn niemand zuhause ist. Das klappte recht intuitiv, die App gibt ohnehin keine Rätsel bei der Bedienung auf. So lassen sich beispielsweise bestimmte Aufnahmen mit einem Klick endgültig speichern, andernfalls werden die ältesten Aufzeichnungen gelöscht, sobald der 1 GB große Cloud-Speicher (onboard gibt es kein Speichermedium) voll ist oder 7 Tage vergangen sind. Gegen monatliche Gebühren kann man mehr Speicherplatz sowie die Unterstützung von mehr als 4 Kameras erwerben.

Ausblick und Fazit

Für die Zukunft hat Netgear außerdem Kooperationen mit anderen Herstellern angekündigt, sodass beispielsweise bei einer Bewegung das Licht angeschaltet wird und das Soundsystem Musik abspielt um die Anwesenheit der Bewohner zu simulieren.
Insgesamt hat Netgear mit Arlo ein tolles Kamerasystem auf den Markt gebracht, das trotz des recht hohen Preises von 369,99 Euro für das Set mit zwei Kameras eine gute Alternative zu anderen IP-Kameras darstellt, gerade durch die vollständige Freiheit beim Platzieren.




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