Konsumzurückhaltung 25.05.2023, 15:53 Uhr

Frostiger Konjunkturwinter in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft schrumpft überraschend das zweite Quartal in Folge. Die Inflation drückt auf die Konsumlaune der Menschen zu Jahresbeginn. Eine rasche Besserung scheint nicht in Sicht.
(Quelle: Eugene_Photo/Shutterstock)
Nach einem überraschenden Abrutschen der deutschen Wirtschaft in eine Winterrezession bleiben die Aussichten gedämpft. Gebremst von gesunkenen Konsumausgaben der Verbraucher schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Zunächst war die Behörde von einer Stagnation ausgegangen. "Die massiv gestiegenen Energiepreise haben im Winterhalbjahr ihren Tribut gefordert", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Eine schnelle, deutliche Wende erwarten Experten nicht.

Wachstumsschwäche im Winterhalbjahr

Zum Ende des Jahres 2022 war die Wirtschaftsleistung preis-, saison- und kalenderbereinigt bereits um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Im ersten Quartal dieses Jahres gab es nun ein weiteres Minus. Schrumpft das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession. Das bedeutet nicht, dass das Gesamtjahr negativ ausfällt. Manche Volkswirte schließen dies für 2023 allerdings nicht aus.

Verbraucher treten beim Konsum auf die Bremse

Der Privatkonsum schrumpfte angesichts der hartnäckig hohen Inflation um 1,2 Prozent zum Vorquartal. "Wenn alles teurer wird, fangen die Menschen an zu sparen", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände gaben Verbraucherinnen und Verbraucher weniger aus als noch zum Jahresende. Zudem greift der Staat Bürgern beim Autokauf seit Jahresbeginn nicht mehr so kräftig unter die Arme. Plug-in-Hybride, die neben einem Elektromotor auch noch einen Verbrenner nutzen, werden nicht mehr gefördert. Die Prämien für Elektrofahrzeuge wurden verringert. Die Menschen kauften weniger neue Autos.
Die hohe Teuerung zehrt an der Kaufkraft der Menschen. Sie können sich für einen Euro weniger leisten. Die Bundesbank rechnet damit, dass die Teuerungsrate nur sehr allmählich nachgeben wird. Trotz einer Abschwächung lag die jährliche Inflationsrate im April mit 7,2 Prozent weiter auf vergleichsweise hohem Niveau. Der Privatkonsum dürfte Ökonomen zufolge das Sorgenkind bleiben. Nach Daten des Konsumforschungsunternehmens GfK erholt sich die Verbraucherstimmung nur schleppend.




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