Handys zu Geldbörsen

Start mit angezogener Handbremse

In Deutschland hingegen steht das mobile Bezahlen (immer) noch ganz am Anfang. Zwar gab und gibt es erste Projekte, etwa von der Deutschen Bahn: Unter dem Namen Touch & Travel testet das Unternehmen bereits seit geraumer Zeit das eTicketing in ausgewählten Regionen wie im Großraum Frankfurt und in Nordrhein-Westfalen. Auch hier genügt es, das Handy an ein Lesegerät zu halten, um die Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bezahlen. Der große Durchbruch steht jedoch noch aus. Denn für viele Handy-Nutzer birgt das Bezahlen mit dem Mobiltelefon noch zu große Unsicherheit, wie verschiedene Studien, etwa von der Beratungsgesellschaft KMPG, belegen. Sie fürchten dabei vor allem um die Sicherheit ihrer persönlichen Daten – insbesondere der sensiblen Zahldaten. Außerdem wissen viele nicht so genau, ob und wenn ja, welche Gebühren anfallen, wenn sie ihr Handy als Geldbörse einsetzen. Transparenz und Kostenkontrolle sind hier die Stichworte.
Darüber hinaus sind die beteiligten Akteure bislang recht zurückhaltend, wenn es um umfassende Informationen über die Möglichkeiten des Mobile Payment geht. Viele potenzielle Nutzer beklagen deshalb, dass sie zu wenig darüber aufgeklärt werden, wie ein Verfahren genau funktioniert und welche Vorteile es bietet. Die Marktakteure täten also gut daran, offensiv, transparent und vor allem ausführlich über ihr Angebot zu informieren – und auch dafür zu werben. Denn das Interesse ist da: Laut einer GfK-Studie fände mehr als die Hälfte der HandyNutzer in Deutschland es durchaus interessant, mit dem Mobiltelefon zu bezahlen.
Entscheidend ist jedoch das Vertrauen in den Anbieter. Die größte Glaubwürdigkeit genießen – trotz Finanzkrise – noch immer Banken und Sparkassen sowie Kreditkartenunternehmen. Dahinter folgen etablierte Payment-Anbieter wie etwa PayPal und Mobilfunkbetreiber. Insbesondere Kooperationen zwischen verschiedenen Akteuren, beispielsweise Mobilfunkanbieter plus Kreditkartenunternehmen oder Bank, wirken für viele Nutzer vertrauenerweckend.
Dass solche Allianzen Erfolg haben können, zeigt wiederum ein Beispiel aus Spanien. In der Stadt Sitges, knapp 50 Kilometer südlich von Barcelona gelegen, wurden für einen sechsmonatigen Feldversuch im Frühjahr vergangenen Jahres 1.500 Personen mit NFC-fähigen Samsung S5230 ausgestattet. 500 Händler in dem beliebten Urlaubsort erhielten die nötigen Leseterminals. Das Ergebnis des Pilotprojekts, das vom Mobilfunkbetreiber Telefónica und der Bank La Caixa getragen wurde: 90 Prozent der Testpersonen nutzen das Gerät tatsächlich zum Bezahlen, vor allem im Supermarkt und im Restaurant. 85 Prozent fühlten sich sicher beim Mobile Payment, 90 Prozent möchten es auch in Zukunft nutzen.




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