Mobilfunk
11.11.2025, 10:36 Uhr
1&1 schließt Kundenmigration ins eigene Netz ab
Der Anbieter hat alle Mobilfunkkunden technisch ins neue 1&1 O-RAN überführt und erfüllt damit die Auflage der Bundesnetzagentur vorzeitig. Das nationale Roaming mit Vodafone bleibt vorerst Teil des Betriebsmodells, während der Netzausbau weiterläuft.
1&1 hat die Umstellung seiner Mobilfunkkunden auf das eigene 5G-Netz abgeschlossen. Damit gilt eine zentrale Auflage der Bundesnetzagentur als erfüllt: Das Unternehmen muss seit der 5G-Frequenzauktion 2019 ein eigenständiges, unabhängiges Netz betreiben und durfte die Dienste anderer Betreiber nur übergangsweise nutzen. Nach Angaben von 1&1 wurde die vollständige Migration bereits im November abgeschlossen – rund sechs Wochen vor Ablauf der gesetzten Frist.
Das Unternehmen spricht von der größten Kundenmigration in der Geschichte des deutschen Mobilfunks. In Spitzenzeiten seien täglich bis zu 50.000 Nutzerinnen und Nutzer in das neue Netz überführt worden. Insgesamt betrifft der Schritt mehr als zwölf Millionen Verträge. Die Migration markiert den Übergang vom reinen Wiederverkäufer- und Roamingmodell hin zu einem eigenen Netzbetrieb – auch wenn die Versorgung weiterhin durch nationales Roaming mit Vodafone ergänzt wird.
Dieses Roaming bleibt ein zentraler Bestandteil des aktuellen Netzkonzepts. Es greift dort, wo das 1&1 O-RAN noch keine ausreichende Abdeckung bietet, und sorgt so für nahtlose Mobilfunkverbindungen. Das ist in der Branche gängige Praxis: Auch bei früheren Netzstarts, etwa von E-Plus oder O2, wurde die flächendeckende Abdeckung erst schrittweise erreicht.
Open-RAN als technologischer Sonderweg
Das 1&1 O-RAN gilt als technologische Besonderheit. Es ist das erste vollständig virtualisierte und cloudbasierte Mobilfunknetz Europas, aufgebaut nach dem Open-RAN-Standard. Dabei werden Netzkomponenten unterschiedlicher Hersteller über offene Schnittstellen verknüpft, was eine höhere Flexibilität ermöglichen und Abhängigkeiten von einzelnen Ausrüstern vermeiden soll. 1&1 arbeitet nach eigenen Angaben mit rund 100 Technologiepartnern zusammen.
Konzernchef Ralph Dommermuth sprach in diesem Zusammenhang von einem Meilenstein für Wettbewerb und digitale Souveränität in Deutschland. Das Netz zeige, dass leistungsfähige Infrastruktur auch auf Basis offener Systeme aufgebaut werden könne. Zugleich betonte er, der Ausbau werde weiter vorangetrieben, um mittelfristig eine flächendeckende Versorgung zu erreichen.
Fachleute sehen in der Open-RAN-Architektur Chancen, aber auch erhebliche Herausforderungen. Zwar könnte der modulare Ansatz langfristig Kostenvorteile und Innovationsspielräume bieten, doch der laufende Netzbetrieb mit vielen verschiedenen Komponenten gilt als technisch komplex. Hinzu kommen hohe Investitionskosten und die Frage, ob die Netzqualität dauerhaft mit den etablierten Infrastrukturen von Telekom, Vodafone und Telefónica mithalten kann.