6G: Der Mobilfunk von morgen

Neue Geschäftsmodelle und Fazit

Neue Geschäftsmodelle

Wie auch immer die technischen Daten von 6G letztlich aussehen werden – der neue Mobilfunkstandard wird wie seine Vorgänger sicher wieder ganz neue Geschäftsmodelle hervorbringen. Als Beispiel nennt Alexander Pabst, Vice President Market Segment Wireless Communications bei Rohde & Schwarz, das Nachverfolgen von Frachtgütern wie Container. Wegen der Forderung nach allgegenwärtiger Erreichbarkeit sollen sie weltweit verfolgbar sein, auch auf dem Meer. Weitere Beispiele: „Notrufe können selbst in abgelegenen Gegenden abgesetzt werden. Und autonome Fahrzeuge bekommen jederzeit und allerorts notwendige Daten.“ Extended Reality biete neue Geschäftschancen bei Freizeitaktivitäten, aber auch virtuelle Hilfestellung bei der Arbeit. Die Kombination von Kommunikation und Sensorik eröffne Chancen im Bereich Healthcare, etwa in der Gesundheitsüberwachung.
Neue Möglichkeiten sind auch im Bereich cyberphysikalischer Systeme der Industrie 4.0 zu erwarten, also für das automatisierte Fahren, im neuen Ökosystem des Individual-Luftverkehrs, in der Präzisionslandwirtschaft und vielen weiteren. Dazu bedarf es laut Nick Kriegeskotte vom Bitkom jedoch einer zielgerichteten Konzeptionierung für die potenziellen Anwender. Bis jetzt seien Mobilfunksysteme stark auf die Konnektivität am Boden ausgerichtet, aber „neue Anforderungen aus der Schiff- und Luftfahrt lassen eine Ausdehnung der Netzabdeckung erwarten“.
Den 6G-Anwendungsfall mit der größten Bedeutung sieht Nick Krieges-kotte im Bereich Verkehrsmanagement. „Das automatisierte Fahren kann unterstützt werden in der Wechselwirkung zwischen vernetzten und nicht vernetzten Verkehrsteilnehmern, die im 6G-System erfasst und verfolgt werden können.“ Es könne aber auch eine in Echtzeit aktualisierte Ansicht der realen Welt in den Cyberraum gespiegelt und damit die Vision des Metaversums Realität werden.
Wie die tägliche Kommunikation mit 6G einmal aussehen könnte, skizziert Nick Kriegeskotte ebenfalls anhand des Metaversum-Beispiels – neue, immersive Kommunikationserlebnisse im Metaversum würden sich als zukünftiges Kommunika­tionsparadigma abzeichnen. „Die Grenze zwischen digitaler und physischer Welt verschwimmt mit 6G: Immersive Telepräsenz durch gemischte Realität oder holografische Telepräsenz bietet außergewöhnliche und immersive Erfahrungen.“

Follow-up & Fazit

Die Entwickler und Forscher arbeiten bereits fleißig am neuen Mobilfunk der sechsten Generation. Und allzu lange müssen wir darauf vielleicht auch gar nicht warten: „Wenn man bedenkt, dass erste 5G-Netze in Südkorea und den USA schon 2019 eingeführt wurden, können wir bei 6G davon ausgehen, dass erste Netze 2029, spätestens 2030 ,on air‘ sein werden“, prognostiziert Andreas Rößler. Man müsse aber beachten, dass typischerweise nicht alle Funktionalitäten, wie sie im Standard generell definiert sind, dann auch schon verfügbar seien. Die Netze würden sukzessive in der Fläche erweitert und mit neuen Funktionen ausgestattet werden. „Das war bei LTE/4G so und wir sehen das heute bei 5G. 6G wird da keine Ausnahme sein.“
Einige Jahre in der Zukunft liegt die Einführung von 6G schon noch. Und bis dahin werden sich sicher auch weitere technologische Fortschritte in der Kommunikation ergeben. „Was heute Videokonferenzen sind, sind zukünftig vielleicht Realtime-Gespräche in Virtual oder Augmented Reality – unterstützt zum Beispiel durch Sensoren und Geräte, die die virtuelle Zusammenkunft von Avataren einem realen Treffen noch ein Stückchen näherbringen“, so Björn Brundert von VMware. Der Austausch von Bildern oder Videos werde sich wahrscheinlich auch nicht mehr auf immer hochauflösende 2D-Grafiken beschränken, sondern man werde, so Brunderts Prognose, zunehmend zum Beispiel 360-Grad-Bilder sehen. „Gleiches gilt für Augmented Reality – sei es beim Einsatz im Arbeitsumfeld (etwa Fertigung, Logistik oder Medizin), wo mit digital erweiterter Realität sicherere oder schnellere Abläufe ermöglicht werden, oder im privaten Kontext, wo sich etwa beim Reisen völlig neue Möglichkeiten ergeben.“




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