Einschicken statt reparieren

Augen auf beim Ersatzteilkauf

Auch die Kommunikationsdienst GmbH mit Sitz in Eggersdorf bei Berlin, die neben Mobilfunk- und Festnetzverträgen auch die entsprechende Hardware, Faxgeräte und Funksprechanlagen vermarktet, war früher zertifizierter Repair-Partner mehrerer Herstel­ler ? so von Motorola, HTC, Nokia und Sony Ericsson, wie Geschäftsführer Ludwig Riegenring im Gespräch mit ­Telecom Handel berichtet. Sony ? mittlerweile ohne Ericsson ? hat bereits Ende vergangenen Jahres die Bearbeitung aller Reparaturen, die Eingriffe in die Mechanik oder Elektronik erfordern, zentralisiert.
Grund dafür: Ohne Spezialwerkzeug seien die Reparaturmöglichkeiten an Smartphones sehr eingeschränkt, wie Norbert Grund, Director Customer Service bei Sony Central Europe ausführt. Am PoS gehe es vielmehr darum, Software-Probleme zu beheben und den Kunden bei der ?Eigenleistung? zu unterstützen. Denn: ?Die Stärke des Handels liegt in der Beratung und Hilfe für den Kunden.? Ludwig Riegenring hält dagegen: ?Die Reparaturen sind komplizierter geworden. Aber es gibt auch Tendenzen bei den Herstellern, nur noch Komplettmodule auszutauschen. Das könnten wir mit unserer Ausstattung problemlos in guter Qualität durchführen.?
Für Händler, die sich im Repair-Bereich selbst engagiert haben, kann der Strategiewechsel der Hersteller problematisch sein. Denn die Umsätze aus den Garantiereparaturen fallen weg und der Zugriff auf Originalteile bleibt meist verwehrt ? obwohl die technische Ausstattung in den Werkstätten vorhanden ist. Einige Händler behelfen sich nun mit dem Kauf von Ersatzteilen auf dem freien Markt. So auch Ludwig Riegenring. ?Auf dem freien Ersatzteilmarkt gibt es viel Schund. Da muss man sehr aufpassen?, stellt er fest. ?Wer Reparaturen durchführt, ohne dass Serviceunterlagen über das Gerät vorliegen, spielt russisches Roulette. Das kann man sich als Firma nicht erlauben?, warnt er darüber hinaus.
?Wir werden alle Händler auch weiterhin im Bereich Customer Care unterstützen?, bezieht Ralf Heptner für den Fachhandel Stellung. ?Unter anderem können über einen speziellen Resell-Partner originale Ersatzteile von Nokia für kostenpflichtige Reparaturen bestellt werden.? Damit stellt die Handy-Schmiede aus Finnland eine Ausnahme dar ? denn so mancher Hersteller nutzt die Ersatzteilfrage, um gegen nicht autorisierte Reparaturstätten vorzugehen. ?Eine Möglichkeit ist hierbei, ausschließlich ­autorisierte Servicebetriebe mit Ori­ginalersatzteilen zu beliefern oder die entsprechenden Dokumentationen und Hilfsmittel nur den zertifizierten Betrieben­ zugänglich zu machen?, argumentiert Torsten Heiner, Customer Service Manager DACH bei HTC. 
Thomas Schreiber, Inhaber von Gerry-­Mobilfunk, dessen Handy-Werkstatt in Duisburg heute ohne Herstellerautorisie­rungen arbeitet, bereitet der Einkauf von Ersatzteilen auf dem freien Markt keine Probleme. ?Was man bei deutschen Repair-Centern nicht mehr bekommt, kann meist über zertifizierte Repair-Center im Ausland bezogen werden?, bekräftigt er. Ein Vorteil freier Werkstätten liegt seiner Meinung nach im größeren Spielraum bei der Preisgestaltung. Auf seiner Homepage hat Schreiber eine Preisliste veröffentlicht: Für den Austausch von Displays oder Akkus berechnet er eine Pauschale von 19,90 Euro; Reparaturen, die Lötarbeiten erfordern,­ kosten 29,90 Euro ? jeweils exklusive Ersatzteile.




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