Kampfansage aus Korea

Kampfansage aus Korea (Teil 2)

Hersteller-Check: Nokia

Ausgerechnet der Marktführer schwächelt: Auch wenn der Rückgang des weltweiten Marktanteils von 40 auf rund 36 Prozent nicht dramatisch erscheint, bedeutet es doch, dass die Finnen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast 20 Millionen Geräte weniger verkauft haben. Zudem sank der Durchschnittspreis pro verkauftem Handy vom vierten Quartal 2008 zum ersten Quartal 2009 von 71 auf 65 Euro, nicht zuletzt, weil sich die hochwertige N-Serie schlechter als erwartet verkaufte. Der Marktanteil im lukrativen Smartphone-Geschäft geht ebenfalls weiter zurück.
Auch auf dem deutschen Markt ist die Führung zwar nicht gefährdet, doch sind deutliche Einbrüche erkennbar: Im ersten Quartal lag Nokia bei 34 Prozent Anteil und damit gerade einmal acht Prozent vor dem nächsten Verfolger.
Als präventive Maßnahme hat Nokia bereits in besseren Zeiten angefangen, Werke zu schließen und Unternehmensteile wie das Security-Geschäft abzustoßen. Ein Sorgenkind bleibt vor allem das Joint Venture im Netzwerkbereich mit Siemens, das immer tiefer in die roten Zahlen rutscht. In Deutschland erwies sich die Schließung des Werkes in Bochum als unpopuläre Maßnahme, die viel negative Publicity brachte und die Verkäufe möglicherweise auch beeinflusste.
Für den Rückgang der Marktanteile scheint aber auch die Modellpolitik verantwortlich zu sein, denn die Konkurrenten aus Korea haben vor allem mit Touchscreen-Handys zugelegt, bei denen Nokia mit dem 5800 XpressMusic erst spät aktiv wurde. Dieses Gerät verkauft sich zwar gut, doch bei der Betrachtung der gesamten Modellpalette scheint es, als habe Nokia den Trend verpasst. Viel Hoffnung wird deshalb in das neue N97 gesetzt.
Bei allen gegenwärtigen Schwierigkeiten sollte man den Marktführer jedoch nicht unterschätzen, denn die Finnen haben auch große Stärken. Den Rückgang des Hardware-Geschäftes hatte CEO Olli-Pekka Kallasvuo durchaus vorhergesagt und massiv in Internet-Dienste investiert. Die Plattform Ovi läuft zwar nur langsam an, dürfte aber eine wichtige Investition in die Zukunft sein, zumal Nokia auch aus den Problemen und dem Kundenverhalten lernen kann. Vor allem in Sachen Navigation und Musik kann Nokia heute schon viel mehr vorweisen als die Konkurrenten. Die Straffung der Organisation und die Rationalisierung der Produktion bedingen zudem eine langfristige Stärkung des Konzerns.
Bewertung: Der Marktführer strauchelt, fällt aber nicht. Nokia scheint eine langfristige Strategie zu verfolgen, von der momentane Probleme nicht ablenken sollten. Allerdings dürfen die Finnen bei ihrer Internet-Offensive ihr Kerngeschäft mit den Handys nicht vernachlässigen.
Alle Hersteller in der großen Analyse:
Nokia | Samsung | LG | Sony Ericsson | Motorola, RIM und Apple | HTC und Palm



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