Digitaler Euro: Europas Währungshüter beginnen Testphase

Digitaler Euro eine Ergänzung zum Bargeld - kein Ersatz

Die EZB erklärte, eine elektronische Form von Zentralbankgeld könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden - genauso wie Bargeld, nur in digitaler Form. Europas Währungshüter versicherten, ein digitaler Euro wäre eine Ergänzung zum Bargeld, kein Ersatz: "In jedem Fall wird das Eurosystem auch weiterhin Bargeld ausgeben."
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) begrüßte die EZB-Initiative grundsätzlich. Der digitale Euro sei "ein Zukunftsthema mit höchster Bedeutung für die Sicherheit und Stabilität der europäischen Finanzmärkte", sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid. Es seien aber "noch hochrelevante Fragen zu klären". Im Fall der Ausgabe eines digitalen Euro müssten Banken eine zentrale Rolle spielen.
"Ich begrüße es, dass die EZB nun entschieden bei der Entwicklung eines digitalen Euro vorangeht", erklärte der Grünen-Finanzpolitiker Danyal Bayaz. "Es geht hier nicht nur um Vertrauen der Bevölkerung, sondern auch um Industriepolitik und europäische Souveränität gegenüber chinesischen und US-amerikanischen Bestrebungen."
Ein digitaler Euro könnte es Bürgern erlauben, Geld direkt bei der Zentralbank zu hinterlegen. Diese Möglichkeit steht normalerweise nur gewerblichen Kreditgebern wie Banken, Regierungen und anderen Zentralbanken offen. Einige Experten sehen jedoch die Gefahr, dass dann in Krisenzeiten Bankkunden ihre Ersparnisse fluchtartig von kommerziellen Banken abziehen würden und Notlagen so verstärken.
"Bevor wir die Argumente abwägen und Schlüsse daraus ziehen können, benötigen wir zunächst ein umfassendes Verständnis von Digitalgeld. Dabei müssen wir stets einen offenen Ansatz verfolgen", mahnte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann vor Kurzem bei einer Tagung. "Auf jeden Fall ist die Einführung von Digitalgeld sorgfältig abzuwägen."
Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz bekräftigte am Freitag: "Eine Entscheidung für oder gegen digitales Zentralbankgeld ist noch nicht gefallen. Wir müssen die Analyse in den kommenden Monaten vertiefen. Das gilt zum Beispiel auch für die potenziellen Auswirkungen auf die Geldpolitik und das Bankensystem."




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